• Romane

Worauf man sich bei Romanes von Martin Suter immer verlassen kann, das ist die Geradlinigkeit seiner Texte. Keine sprachliches Herumgekünstel, sondern einfach das niedergeschrieben, worum es geht.

So komme ich, wie immer, schnell in dieser Geschichte an und – das schon vom Resümee vorweggenommen – lese das ganze Buch in einem Zug durch, weil ich es einfach nicht mehr weglegen kann.

Camilla ist Buchhalterin und verdient das Geld. Noah ist als Künstler gewissermaßen vor-erfolgreich und (ver)braucht Geld. Für ihn ein passendes Arrangement, für die Beziehung der beiden nicht. Weil Camilla sich etwas anderes für ihr Leben vorstellt, eröffnet sie Noah, dass nach drei Jahren gemeinsamen Lebens nun Schluss ist. An der Liebe scheitert es nicht, aber an der Perspektive.

Ich liebe dich, aber nicht das Leben mit dir

Noah setzt sich alleine in eine Bar, um seinen Kummer mit Cocktails zu vertreiben. Einige Tische weiter nimmt Betty Hasler Platz, auch sie ist, zufällig, in dieser Bar gelandet, um ihren Kummer mit Cocktails zu vertreiben. Ihren über alles geliebten Mann hat sie schon vor ein paar Jahren verloren, jetzt hat sie erfahren, dass ihr Herz wohl nicht mehr lange schlagen wird.

Man kommt ins Reden, Fremde, die einander von ihrem Leid erzählen und darüber eine zueinander finden. Der eine ist nicht bereit, seine Liebe aufzugeben, die andere hat ihr Leben gelebt und nur noch einen einzigen Antrieb.

Was sie unterscheidet: Helga hat nicht mehr viel vom Leben zu erwarten. Aber vielleicht hat sie es in der Hand, Noahs Kummer zu beenden. Denn Helga eröffnet Noah mit einem Mal, dass sie bereit ist, für die Ausführung eines Auftrags übernimmt. Das Letzte, was sie noch erledigen will, bevor sie selbst stirbt, ist, denjenigen, der am Tod ihres Mannes Schuld ist, vor ihrem eigenen Tod auch noch sterben zu sehen. Eine Million, damit würde Noah seine Beziehung mit Camilla ganz sicher retten, damit müsste sie ihn nicht weiter durchfüttern.

Womit alles gesagt und beschrieben ist, was die Story ins Laufen bringt.

Und die Story läuft wirklich weiter, langweilig ist es nie, auch wenn sich Martin Suter für seine Protagonisten ein paar ungewöhnliche Wendungen ausgedacht hat. 

„Wut und Liebe“ ist eine Mischung aus Liebesgeschichte und Krimi, ein Roman in dem man nie si wirklich vorhersehen kann, was Noah, Camilla und Betty als nächstens unternehmen werden. Gelingt es Camilla, sich von Noah wirklich zu lösen und genau das Leben zu führen, das sie sich vorstellt? Übertreibt es Noah mit seinem Bemühen, Camilla wieder für sich zu gewinnen und verliert sie ganz? Meint es Betty wirklich ernst mit ihrem Angebot, eine Million für einen Auftragsmord zu zahlen?

Martin Suter nimmt zwischendurch in gewohnter Art und Weise die „Erfolgreichen“ mit spitzer Feder aufs Korn und bringt damit auch ein überaus präsentes Thema in die Handlung ein: wie sich einflussreiche Finanzleute in ihrer Unersättlichkeit nach immer mehr Geld mit illegalen Geschäften auch mit Kriminellen einlassen, solange es nur Gewinne bringt.

In Summe ist „Wut und Liebe“ ein überaus unterhaltsamer Roman, der leicht zu lesen ist, eben in einem Zug durch, wie schon oben geschrieben.

Beste Unterhaltung für erfreuliche Lesestunden!