Buchbesprechung/Rezension:

Susanna Partsch: Artemisia Gentileschi
Kämpferische Barockmalerin – Kompromisslose Geschäftsfrau – Künstlerin zwischen Florenz und Rom

Artemisia Gentileschi
verfasst am 20.03.2024 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Biographien, Partsch, Susanna
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

„Ich arbeite schnell und ununterbrochen.“

Diese Biografie der Barockmalerin Artemisia Gentileschi ist schon längst überfällig. Da es nur wenige authentische Quellen gibt, ist es nicht einfach, sich auf Artemisias Spuren zu heften. Susanna Partsch gelingt es hervorragend, aus den wenigen Dokumenten und Briefen der Malerin ein fesselndes Buch zu schreiben.

Wer war sie nun, die Artemisia Gentileschi?

In zwölf Schritten zeichnet Susanna Partsch den Lebensweg der Barockmalerin nach, die von sich selbst sagte: „Ich arbeite schnell und ununterbrochen.“

  • Rom um 1600
  • Kindheit und Jugend in Rom
  • Der Prozess
  • Artemisia in Florenz
  • Rückkehr nach Rom
  • Venedig
  • Neapel
  • Zwischenspiel London
  • Rückkehr nach Neapel
  • Nachleben
  • Es werden immer mehr – Künstlerinnen der Barockzeit
  • Literarische, filmische und künstlerische Rezeption

Autorin Susanna Partsch ist Kunsthistorikerin. Sie lässt alte (männliche?) Deutungsansätze hinter sich und präsentiert uns hier eine außergewöhnliche Künstlerin. Aufgrund der dürftigen Quellenlage bleibt hier und da ein weißer Fleck im Leben der Artemisia Gentileschi bestehen. Der Mut zur Lücke ist jedenfalls besser, als mit Halbwahrheiten ein verzerrtes Bild zu zeichnen.

In einer Zeit, in der Frauen bestenfalls als Aufputz ihrer Männer bzw. als Gebärmaschinen gesehen werden, ist es außerordentlich mutig, selbst zu Staffelei, Pinsel und Farbe zu greifen. Immerhin wird Artemisia von ihrem Vater gefördert. Anders als in den deutschsprachigen Ländern ist es in vielen italienischen Städten für Frauen möglich, ihre Begabungen auszuleben. Sie wird mit 23 Jahren in die berühmte Florentiner Kunstakademie aufgenommen, die bislang ausschließlich Männern vorbehalten war.

Ein sehr spannendes Kapitel ist der Prozess, den die Malerin gegen ihren Lehrer Agostino Tassi anstrebt. Auch heutzutage ist es nicht immer selbstverständlich, den Täter einer Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauchs anzuzeigen. Damals noch viel schwieriger, gelten doch die Frauen, die Opfer eines solchen Verbrechens wurden, als „beschädigte Ware“ und als „selbst schuld“. Der Täter geht häufig frei. Tassi wird in diesem öffentlich geführten Prozess schuldig gesprochen und aus Rom verbannt. Der oftmals gepflegten Sitte, dass das Opfer den Täter heiraten muss, entgeht Artemisia, weil Tassi bereits verheiratet ist. Die Malerin heiratet wenig später den Florentiner Maler Pietro Antonio Stiattesi.

Bei der Betrachtung von Artemisia Gentileschis Bildern ist mir aufgefallen, dass die von ihr gemalten Hände besonders sorgfältig dargestellt werden. Die Proportionen der Hände und die Feingliedrigkeit der Finger passen sehr gut zur Gesamtkomposition der Figuren, was bei anderen berühmten Malern nicht so ist. Da kümmert sich der Maestro eher um das Porträt oder die Landschaft im Hintergrund und die Hände, die doch einiges einer Persönlichkeit aussagen, werden stiefmütterlich behandelt.

Susanna Partsch rückt die unterschiedlichen Deutungen der Vita von Artemisi Gentileschi zurecht. Anhand von erst kürzlich entdeckter Dokumente schreibt die Autorin Teile des aufregenden Lebens der Künstlerin neu. Das Buch macht auf das Werk der Barockmalerin neugierig. Der Großteil der Bilder ist in Italiens Museen zu besichtigen. Artemisia Gentileschis Biografie reiht sich als 6. nahtlos in die Serie „Reihenweise kluge Frauen“ der Verlagsgruppe Styria Verlag Molden ein.

Fazit:

Dieser gelungenen Biografie einer außergewöhnlichen Frau und Künstlerin, die ihrer Zeit weit voraus war, gebe ich gern 5 Sterne.




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