Ernst Kaufmann: Bleiche Erben - Inspektor Ruprecht und die Schönheit
Autorin/Autor: Kaufmann, Ernst
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Ohne Martin Ruprechts Bauchgefühl wäre es ein geradezu perfektes Verbrechen geworden. Der Chefinspektor kann sich auf seine Ahnungen verlassen und auch darauf, dass er genug Überzeugungskraft hat, seinen Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass sich Ermittlungen lohnen – er hat da eben so ein Gefühl …
Zum Gefühl kommt auch noch der Zufall: während der Heimfahrt folgt Ruprecht, neugierig wie er ist, einem Polizeiwagen, der mit Blaulicht eine kurvenreiche Straße hinauf fährt. Das Ziel der Fahrt ist eine Unfallstelle, an der ein junger Mann mit hoher Geschwindigkeit in eine Felswand gerast war. Nach einem anonymen Anruf eilen Rettung und Polizei zur Unfallstelle, ohne den Anruf hätte man den Verletzten vielleicht einige Stunden lang nicht gefunden.
Nun wird der bewusstlose Fahrer ins Krankenhaus gebracht, sein Überleben hängt an einem seidenen Faden. Währenddessen inspiziert Ruprecht, weil er schon einmal da ist, die Unfallstelle und findet ein paar seltsame Hinweise, die die Verkehrspolizei übersehen hat und die nicht zur These vom einfachen Unfall zu passen scheinen.
Das Interesse es Chefinspektors ist geweckt – noch mehr als er erfährt, dass der Verletzte der Erbe einer renommierten Pharmafirma ist. Ob es aber mehr als ein Unglück in Folge zu hoher Geschwindigkeit war, das bezweifelt Ruprechts Vorgesetzter. Gerade wenn um jemanden mit einem so bekannten Namen, wie der Unglückslenker in trägt, geht, muss man doch noch mehr auf das achten, was für ein Bild die Polizei bei Presse und Öffentlichkeit macht. Was Ruprecht aber nicht davon abhält, weiter zu ermitteln, dann eben inoffiziell. Zunächst inoffiziell.
Als Leserinnen und Leser wissen wir, dass es kein Unglück war, das erfahren wir gleich im ersten Kapitel. Es war ein direkter Anschlag auf Jonas Röhm, den Mann, der im Krankenhaus um sein Leben kämpft.
Auch wenn Ruprecht so eine Ahnung hat, muss er erst noch die Beweise für seine Ahnung finden. Wie es dazu kommt, das erzählt Ernst Kaufmann, indem er Ruprecht, seine Freunde, seine Familie und seine Kolleginnen und Kollegen in ganz wunderbarer Weise beschreibt. In diesem zweiten Band nimmt sich der Autor Zeit, um alle detailreich zu charakterisieren – es ist bald so, als ob man Familienanschluss zu allen Hauptdarstellern des Romanes hätte, man kann sie jede einzelne der Personen recht genau vorstellen.
Überhaupt gehört Martin Ruprecht zu meinen Lieblings-Ermittlern. Weil er einerseits ein sehr sympathischer Typ ist und weil er – ganz wichtig! – praktisch keinen Schritt ohne seine Hündin Bella macht. Als Hundemensch kann ich gar nicht anders, als dieses Detail seines Lebens zu mögen!
Zunächst einmal, um zur Story zurückzukehren, entwickelt sich alles beinahe beschaulich. Bis zu jenem Punkt, an dem klar wird, dass es im Hintergrund um viel, sehr viel Geld geht und um Macht und Einfluss. Das ist der Auftakt zu einem gleichsam spannenden wie rasanten Finale
Womit der Krimi auch bei überaus aktuellen Themen wie Korruption, Amtsmissbrauch, Lobbyisten und Bestechung angelangt ist. Nach dem Motto: die Großen fressen die Kleinen, ob die wollen oder nicht.
Ganz besonders gefällt mir an der Art, wie Ernst Kaufmann seine Krimis schreibt, dass er ganz ohne detailreich ausgebreitete Gewaltbeschreibungen auskommt und dass seine Protagonisten Menschen (fast) ganz ohne Verhaltensauffälligkeiten sind.
Das ergibt in Summe einen wirklich lesenswerten, wunderbaren Krimi, in dem man zudem auch einige Ecken in und rund um die Stadt Salzburg kennenlernt.
PS: Band 2 der Krimireihe mit Inspektor Ruprecht macht Lust auf Band 3 (der schon in Vorbereitung ist).