Buchbesprechung/Rezension:

Selma Lagerlöf: Charlotte Löwensköld

Charlotte Löwensköld
verfasst am 03.11.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Lagerlöf, Selma
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Die Autorin:
Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf wurde am 20. November 1858 in Schweden geboren. Ihre Werke zählen zur Weltliteratur und sie erhielt 1909 als erste Frau den Nobelpreis für Literatur. „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ ist eines ihrer berühmtesten Werke.

Selma Lagerlöf war eine sehr moderne und engagierte Frau, die ihrer Zeit mit Sicherheit voraus war. Ein Zitat von ihr, das mir sehr gut gefällt, lautet: „Ich finde nicht, dass ich anders zu sein brauche, als die Natur mich geschaffen hat.“

Alles Weitere über die Autorin kann man auf der umfangreichen Wikipedia-Seite zu ihrer Person nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Selma_Lagerlöf

Der Inhalt:
Das erste Kapitel des Romans nennt sich „Die Oberstin“ und beschreibt die attraktive Beate Ekenstedt.

„Sie war eine Löwensköld vom Landgut Hedeby und somit eine geborene Freiherrin, und sie war so zart, und sie war so liebenswürdig, und sie war so gebildet, und sie konnte Verse schreiben, die so unterhaltsam waren wie die von Frau Lenngren.“

Die Oberstin kleidet sich exquisit, achtet auf ihre Frisur und hat die kleinsten Füße, die man nur haben kann. Ihre beiden Töchter Eva und Jaquette werden von ihr in den Schatten gestellt. Ihnen wird von der Gesellschaft kaum Beachtung geschenkt. Ebenso nicht ihrem Ehegatten. Sie selbst und auch die Gesellschaft aber sind angetan von ihrem Sohn Karl-Artur Ekenstedt.

Er besteht mit Bestnoten das Gymnasium und studiert nach der Matura in Uppsala. Die Bürger von Karlstadt erwarten Höchstleistungen, wie beispielsweise eine Preisverleihung an der schwedischen Akademie oder hervorragende Dissertationen. Karl-Artur arbeitet nach seiner Ausbildung als Hilfspfarrer in Korsykyrka. Im dortigen Pfarrhaus lernt er die junge Charlotte Löwensköld kennen, die eine Verwandte vom alten Probst und seiner Gattin ist und nach dem Tod ihrer Eltern bei ihnen lebt. In ihr fließt altes schwedisches Adelsblut. Karl-Artur und Charlotte verloben sich. Charlotte hat es mit ihrem Verlobten, den sie sehr liebt, nicht leicht, da er sich sehr leicht beeinflussen lässt und einen eher wankelmütigen Charakter hat.

„Ich habe den jungen Ekenstedt nun bei mehreren Gelegenheiten beobachtet und bei ihm manchmal einen hochbegabten und edlen Geist wahrgenommen, der zukünftige Größe verheißt. Gelegentlich habe ich ihn allerdings auch als hart, fast schon grausam, gutgläubig, leicht reizbar, ohne vernünftiges Urteilsvermögen erlebt.“

Eine Begegnung mit Gustav Henrik Schlagerström, einem jungen Witwer und reichen Bergwerksbesitzer, wird Charlottes Leben grundlegend ändern.

Mein Fazit:
Zu Beginn habe ich mich schwergetan, in die Geschichte hineinzufinden. Das lag hauptsächlich an der Sprache und dem Schreibstil, kann aber auch der Übersetzung geschuldet sein oder an der nicht immer chronologischen Erzählweise der Autorin liegen. Aber umso mehr ich las, desto vertrauter wurde mir ihr Schreibstil und desto interessanter und fesselnder fand ich das Buch, das mich dann bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat.

Die Geschichte spielt vor über 100 Jahren und ich dachte mir beim Lesen von zahlreichen gesellschaftlichen Eskapaden und eigentümlichen Verhaltens- und Denkweisen mehrfach, dass sich der Mensch seither eigentlich kaum verändert hat. Die Verleumdungen von Charlotte und die Hetze gegen sie haben mich betroffen gemacht. Was damals im persönlichen Gespräch geschah, passiert heute vor allem in den sozialen Medien.

Es war das erste Mal, dass ich einen Roman von Selma Lagerlöf las. Der Roman„Charlotte Löwensköld“ wurde von Paul Berf neu übersetzt und am Ende des Buches findet man noch ein Nachwort von Mareike Fallwickl. Darin erhält man Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte des Romans und findet Wissenswertes über die Autorin selbst. Zum Beispiel, dass sie lange den Zwanzig-Krone-Schein zierte, bevor sie von Astrid Lindgren abgelöst wurde oder dass sie den Roman „Charlotte Löwensköld“ erst im Alter von 67 Jahren schrieb.

Die Geschichte zeigt ein interessantes Sittenbild der Gesellschaft und die Charaktere des Buches waren sehr vielschichtig. Vor allem Charlotte fand ich durchwegs sympathisch, obwohl ich nicht jede ihrer Handlungsweisen nachvollziehen konnte. Die antiquierte Sichtweise von Karl-Artur hat mich hingegen irritiert, wobei ich leider sagen muss, dass man einige seiner Verhaltensweisen durchaus auch in unserer Zeit noch findet. Für mich ist er ein Charakter, der sehr von sich selbst überzeugt ist und dem es gänzlich an Empathie fehlt. Generell fand ich manche Szenen genial, andere wiederum seltsam und manchmal war ich sogar angewidert.

Insgesamt empfand ich es als ein sehr kluges, interessantes Buch, mit gesellschaftskritischem Anklang.




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