Buchbesprechung/Rezension:

Georges Simenon: Maigret erlebt eine Niederlage
Maigrets 49. Fall

Georges Simenon: Maigret erlebt eine Niederlage
verfasst am 21.06.2022 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Simenon, Georges
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Als wäre bei diesem trüben, regnerischen März nicht sowieso schon alles trist und grau.  Kaum eine Veränderung zwischen Nacht, Dämmerung und Tag. Ein Wetter, bei dem, Maigret kennt das, immer gleich mehrere seiner Untergebenen wegen irgendeiner Krankheit ausfallen.

Ein lästiger Fall beschäftigt die Polizei: Mrs. Muriel Britt, Inhaberin einer Pension in London und auf einer Rundfahrt durch Paris ist verschwunden. Sie verließ ihr Hotelzimmer, schon etwas angetrunken und war zuletzt gesehen worden, als sie eine Bar betrat.

Zu allem Überfluss erhält Maigret dann auch noch Besuch von einem gewissen Ferdinand Fumal, der sich als ehemaliger Mitschüler des Kommissars entpuppt. Nunmehr geschäftlich erfolgreich und mit dem Innenminister gut bekannt, wendet sich Fumal an Maigret; der hat keine guten Erinnerungen an die alte Zeit und an den Mann, der vor ihm sitzt. Entsprechend kühl entwickelt sich das Gespräch. Tatsächlich aber scheint es sich um eine ernste Angelegenheit zu handeln, denn Fumal bringt gleich mehrere Briefe mit, in denen er ganz direkt mit dem Tod bedroht wird. Schnell steht fest: Fumal hat jede Menge Feinde, was seinem bösartigen Charakter zuzuschreiben ist.

Was für ein unangenehmer Mann das ist. Maigret muss sich außerordentlich bemühen, seine persönliche Aversion nicht auf seine Arbeit abfärben zu lassen und die nun erforderlichen Anordnungen zu treffen.

Obwohl Maigret keinesfalls davon überzeugt ist, dass die Drohungen ernst zu nehmen sind, obwohl schon bald klar wird, dass Fumal die Briefe selbst geschrieben hat, ist der Mann am nächsten Tag tot – ermordet. Verdächtige gibt es mehr als genug.

Ein temporeicher Krimi, in dem ein ungewohnt selbstkritischer Maigret trotz vieler Verhöre keine konkrete Spur findet; es stellt sich vielmehr die Frage, wer NICHT als Mörder verdächtig werden soll. Mehr als sonst, stehen tatsächlich die Befragungen im Zentrum des Romanes, man ist gewissermaßen direkt bei den Verhören, die der Kommissar und seine Inspektoren führen, dabei.

Mit diesem 49. Fall aus der Maigret-Reihe hat Georges Simenon eine bemerkenswert spannenden Roman geschrieben, der es diesmal sogar zulässt, sich als LeserIn selbst an der Lösung des Falles zu beteiligen. Die muss irgendwo in den umfangreichen Protokollen der Verhöre zu finden sein, man müsste nur die richtige Stelle finden …




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