Buchbesprechung/Rezension:

Juli Zeh: Über Menschen

Juli Zeh: Über Menschen
verfasst am 11.12.2021 | 2 Kommentare

AutorIn & Genre: Romane, Zeh, Juli
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Über die Autorin:
Juli Zeh, die mit bürgerlichem Namen Julia Barbara Finck heißt, wurde am 30. Juni 1974 in Bonn geboren. Sie ist Schriftstellerin, Juristin und ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg. „Über Menschen” ist Juli Zehs 9. Roman. Er erschien im Jahr 2021. Die Liste an Auszeichnungen, die sie für ihre Arbeit erhielt, ist lang. Sie reicht vom Deutschen Buchpreis über den Thomas-Mann-Preis bis zum Bundesverdienstkreuz.

Über das Buch:
Die 36-jährige Dora stammt aus Berlin und arbeitet in der Werbeagentur SUS-Y, wegen dem Corona-Lockdown zurzeit im Homeoffice. Sie floh mit ihrer kleinen Hündin Jochen aufs Land nach Bracken, nicht wegen Corona, sondern wegen ihrem Freund Robert. Robert ist Biologe und aktuell als Journalist tätig. Das gemeinsame Homeoffice in der 80 Quadratmeter großen Wohnung war Gift für ihre Beziehung. Dora hielt Roberts Bedenkenträgerei und seinen Perfektionismus nicht mehr aus.

Bracken ist ein 285 Einwohner großes fiktives Straßendorf in Ostdeutschland. Dort hatte sich Dora vor einiger Zeit mit dem Erbe ihrer Mutter, ihren ganzen Ersparnissen und einem Kredit ein altes Haus gekauft. Es steht am Dorfrand auf einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück, einer ziemlich verwilderten Brachfläche.

Die erste Szene beginnt damit, dass sie im Garten steht und den Boden mit einem Spaten umsticht. Sie träumt davon, aus dem alten Haus ein romantisches Landhaus zu machen und kämpft mit der Wildheit der Natur.

In der Stadt sind die Dinge halbwegs unter Kontrolle. Städte sind Kontrollzentren für die dringliche Welt. … Für jeden Gegenstand gibt es dort mindestens eine Person, die zuständig ist. … Auf dem Flurstück hingegen gibt es nur Dora als Zuständige, sowie eine herrschsüchtige Natur, die alles überwuchert, was sie in die Finger kriegt.

Zum Glück verfügt Dora in dem alten Haus über Glasfaser-WLAN. So ist Dora bei der Arbeit im Homeoffice nicht eingeschränkt. Da aber in der Agentur momentan nicht so viele Projekte abzuarbeiten sind, bleibt ihr viel Zeit für ihr Hausprojekt.

Als Dora ihren Nachbarn Gote, einen Neonazi, kennenlernt, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Dora verfällt beim Zusammentreffen mit Neonazis in eine Rassismus-Starre. Ich finde diese Beschreibung treffend, da ich dieses Gefühl so gut nachvollziehen kann.

Mein Fazit:
Es gibt Bücher, die meinen Horizont erweitern. Es sind wenige, aber dieses gehört definitiv dazu. Ich liebte es von der ersten Szene an und es wird mir sicher in Erinnerung bleiben. Ich würde es sogar zu meinen Lieblingsbüchern zählen.

Die Buchheldin ist sympathisch und man begleitet sie dabei, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Die einzigen zwei negativen Punkte waren für mich: Das Ende ist traurig und es wird
für meinen Geschmack zu viel geraucht. „Tod und Geburt sind keine Dramen, sondern Scharniere der Lebensmechanik.

Während des Lesens erfährt man immer mehr über Doras Leben, ihre Vergangenheit und ihre Persönlichkeit. Die Nachbarschaft mit einem Nazi bringt sie in einen emotionalen Konflikt. „Menschliche Aufregung spielt keine Rolle.“

Zeh schreibt gesellschaftskritisch, klug und vor allem humorvoll. Einige Male musste ich lachen, oft schmunzelte ich. Wir stecken immer noch in der Corona-Krise und ich kann das Gejammer echt nicht mehr hören. Dieses Buch aber tut gut, gerade jetzt. Es ist lebensfroh, nicht schwarz-weiß denkend und beschreibt die gesellschaftlichen Verschiedenheiten so gut, dass ich daraus echt so manche Erkenntnis gewonnen habe.

„Über Menschen“ ist eines der besten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe!
Schade, dass ich nicht mehr als 5 Sterne vergeben kann. Und ich wünsche mir eine Fortsetzung!




RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag 2 Kommentare


  • Kommentar von  Luis Stabauer am 08.08.2022 um 10:44 Uhr

    Inzwischen längst gelesen und ich teile die Begeisterung!

  • Kommentar von  Luis Stabauer am 15.12.2021 um 09:15 Uhr

    Danke, die Rezension hat mich zum Kauf angeregt – bin gespannt wie “Über Menschen” bei mir ankommt. Zu den Juli Zeh Fans gehöre ich bereits länger.


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