Erich Fried Preis 2015 an Dorothee Elmiger0 (0)
Der mit 15.000 Euro dotierte Erich Fried Preis 2015 geht an die Schweizer Autorin Dorothee Elmiger für ihre beiten Titel Einladung an die Waghalsigen und Schlafgänger (beide Dumont) sowie und vor allem als Unterstützung ihrer künftigen Arbeit.
Der Schweizer Autor und alleinige Juror Reto Hänny zur Begründung: “Dorothee Elmiger gelingt es, die brennenden Zeitfragen in eine poetische Prosa umzusetzen, die einen in der literarischen Welt neuen, unerhörten Klang anschlägt. Ihre Bücher sind hochpolitisch, aber sie predigen nicht, sondern eröffnen mit einem Sturm nie zuvor gesehener Bilder Räume und überschreiten Grenzen, ohne ihr Geheimnis zu verraten. Abgründig, verstörend, widerspenstig, witzig, frech, trotzig – mit all diesen Adjektiven ist Elmigers perfekt durchgestalteten Sprachpartituren, in denen sich die Sphären der Politik und der Poesie funkelnd überlagern, nicht beizukommen, auch wenn jedes einzelne ihre Poèmes en prose charakterisiert. Unverfroren und eigensinnig erschließt sie uns in einer gewollt artifiziellen Sprache, die das vermeintlich Vertraute bis zur Kenntlichkeit geschärft fremd erscheinen lässt und nicht vorgibt, Realität zu simulieren, die Havarie einer Welt, in der Natur und Menschen als Abfall des Fortschritts auf der Strecke bleiben.
Ihre Bücher zeichnen sich vor allem durch eines aus: den unverwechselbar eigenständigen Ton, der sie – nicht nur ästhetisch – heraushebt aus der literarischen Saisonware der immer gleichen Mehrgenerationenromane und der gradlinig nacherzählten ‘Schlimme-Gewalt-in-der-Jugend-mit-bösen-Folgen-Geschichten’ und was uns der Betrieb an nach bewährtem Literaturpreismuster Gestricktem noch beschert. Dorothee Elmigers Werke lassen sich nicht zusammenfassen. Man muss sie lesen.”
Dorothee Elmiger, geboren 1985, lebt und arbeitet zurzeit in der Schweiz. Ihr Roman ›Einladung an die Waghalsigen‹ (DuMont 2010) wurde für den Schweizer Buchpreis 2010 nominiert und mit dem aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosadebüt ausgezeichnet. Im Jahr 2011 erhielt sie den Rauriser Literaturpreis.
Der Erich Fried Preis wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben. Bisher wurden u. a. Christoph Hein, Robert Schindel, Paul Nizon, Gert Jonke, Oskar Pastior, Robert Menasse, Marcel Beyer, Peter Waterhouse, Alois Hotschnig, Esther Dischereit, Terezia Mora, Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel und zuletzt die deutsche Autorin Judith Hermann ausgezeichnet.
Die Verleihung des Preises erfolgt am 11. Oktober 2015 im Literaturhaus Wien im Rahmen der Erich Fried-Tage.
Foto: Dumont/© Jürgen Beck