Elisabeth Langgässer: Der Torso
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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18 Kurzgeschichten über das Leben und die Menschen in Nazideutschland während des Krieges.
Wie es sich anfühlen musste, in einem Staat zu leben, das seinem Führer willig gefolgt war, andere Länder zu überfallen, zu morden, die eigenen Mitbürger zu verfolgen und zu töten und wie dann, nach der Zeit des fanatischen Jubels der Tod, den man über andere brachte, mit aller Gewalt über die eigene Heimat hereinbrach.
Elisabeth Langgässers Erzählungen sind in ihrer Kürze unglaublich dichter und übertragen die Gefühle von Ohnmacht und Schuld, Angst und Wut, wie sie wohl damals die Menschen in den Bombenkellern bewegt haben mussten. Die ganz Atmosphäre, die wir uns heute nicht einmal ansatzweise vorstellen können, wird zumindest in kleinen Teilen sichtbar und fühlbar.
Die meisten wussten damals schon von den Verbrechen, die von den Deutschen begangen wurden, hatten gesehen, wie ihre Nachbarn in der Nacht von der Gestapo abgeholt und durch die Straßen getrieben wurden und nie wieder zurückkamen. Dass dabei trotz dieses Bewusstseins der Fanatismus bei so vielen noch immer lebensbestimmend war, dass so viele bis zum Ende kein Unrechtsbewusstsein hatten, ist umso erschreckender.
In dieser Sammlung liest man kurze Geschichten über Momente in Zeiten des Unterganges, als das Überleben weniger wahrscheinlich als das Sterben war und als so etwas wie eine Zukunft nicht existierte. Beeindruckend und unglaublich erschreckend in Authentizität und Realismus
PS: Zu Verständnis der Bücher Langgässers sollte man unbedingt auch das Buch ihrer Tochter Cordelia Edvardson lesen, die mit ihren Erinnerungen gewissermaßen den Rahmen für die Einordnung des Werkes ihrer Mutter liefert.