E.T.A. Hoffmann: Nussknacker und Mausekönig

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die im Anaconda-Verlag erscheinende Reihe mit Klassikern der Literatur bringt laufend alte Schätze neu heraus. Abgesehen von den günstigen Preisen ist es auch eine wunderbare Gelegenheit, um herausragende Werke aus der jüngeren und älteren Vergangenheit wieder oder endlich zu lesen.
Die Neuerscheinung „Nussknacker und Mäusekönig“ von E.T.A. Hoffmann ist dabei aus gleich mehreren Gründen bemerkenswert und lesenswert.
Da ist zum einen die Sprache, die so sehr in das Zeitalter der Romantik passt, dieses gewissermaßen direkt in Worte gießt. Dann die überaus bildhafte Beschreibung der Vorstellungskraft eines Kindes, das im Spiel eine ganze Welt zum Leben erweckt. Dazu die unglaublich modern wirkenden, ineinander verwobenen Erzählebenen, wie sich eine Geschichte in der anderen verbirgt
Die Wirkung dieser Novelle zieht bis in die Gegenwart: über die französische Bearbeitung der Novelle durch Alexandre Dumas (1845) machte Tschaikowski seine wunderbare Komposition „Der Nussknacker“ (1892). In die Moderne geplanter der Stoff spätestens mit dem Animationsfilm „Toy Story“ aus dem Jahr 1995.
Kurz zum Inhalt:
Dem Weihnachtsabend fiebern Marie und Fritz, die Kinder des Medizinalrates Stahlbaum entgegen. Gerne gesehener Gast der Familie ist Pate Droßelmeier, seines Zeichens Obergerichtsrat und ein sehr begabter Bastler. Während für Fritz die so sehnsüchtig gewünschten Dragoner-Figuren unter den zahlreichen Geschenken sind, findet Marie eine wirkliche Überraschung: einen Nussknacker. Doch der stürmische Fritz sorgt bald dafür, dass die Figur beim Knacken von Nüssen ein paar Zähne verliert.
In Maries Fantasie erwacht der Nussknacker bald zum Leben. Die ganze Familie ist schon zu Bett gegangen, nur Marie wurde von ihrer Mutter der Wunsch erfüllt, noch wach zu bleiben. Inmitten der Geschenke und aller Figuren, die die beiden Geschwister schon besitzen (und das sind nicht wenige) formt sich in ihren Gedanken eine dramatische Auseinandersetzung zwischen dem Nussknacker, der das Kommando über die Dragoner übernimmt und einer ganzen Armee von Mäusen unter dem Kommando des Mäusekönigs.
Während des Lesens sollte man sich daran erinnern, dass es im Jahr 1816 erst wenige Jahre zurücklag, dass Napoleon mit seinen Armeen ganz Europa mit Krieg überzogen hat. Es ist also nicht verwunderlich, dass E.T.A Hoffmann ein so martialisches Thema für sein Märchen gewählt hat. Und wohl auch nicht verwunderlich, dass Kinder damals in ihren Träumen immer wieder von Schlachten und Helden und Siegern und Verlierern träumten.
Als Weihnachtsgeschichte zum Vorlesen am Weihnachtsabend etwas zu umfangreich.
Als Geschenk verpacktes kleines Lesebuch unter dem Weihnachtsbaum aber unbedingt zu empfehlen, weil es nicht nur ein Märchen ist, sondern auch viel von der Lebensweise der Menschen vor rund 200 Jahren beschreibt!