Buchbesprechung/Rezension:

Gabor Laczko: Der Berg, der nie bestiegen wurde

Der Berg, der nie bestiegen wurde
verfasst am 14.01.2019 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Laczko, Gabor, Romane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Der mit sanften Farben gestaltete Umschlag des Buches, mit dem Mann auf dem Berg, ist ein Hinweis auf Belas’ Onkel der ihn, als Bela noch ein Kind war, mit auf den Berg genommen.

Der Beginn des Buches schildert in eindringlicher Weise Belas’ Kinder- und Jugendzeit. Durch den Umbruch in Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg, den Einmarsch der Russen 1956, um die politischen und gesellschaftlichen Unruhen niederzuschlagen, wird die Familie – seine Mutter, sein Bruder und Bela – zur Flucht gezwungen. Auf abenteuerlichen Wegen kommt die Familie über Österreich und Deutschland letztendlich in der Schweiz an. Der Vater der Kinder ist schon vorzeitig aus Ungarn geflüchtet, aufgrund seiner politischen Vorgeschichte. Im Vergleich zur derzeitigen Situation von Flüchtlingen wurden die Ungarn-Flüchtlinge von 1956 doch etwas besser behandelt. Trotzdem haben sie ihre Heimat und ihr Hab und Gut verloren, und wurden nicht immer mit offenen Armen empfangen. (Österreich war damals, zum Unterschied seiner derzeitigen Flüchtlingspolitik, noch ein „Willkommensland“ für Flüchtlinge).

Dieses Buch, sicher mit autobiographischen Hinweisen auf das Leben des Autors, habe ich mit großem Interesse und Mitgefühl für den Protagonisten gelesen, auch wenn einige Abschnitte mich etwas irritierten. Aber auch diese Schilderungen sind Teile des Lebens von Bela. Zum Beispiel der Abschnitt zum Beginn seines weltlichen Lebens, als er den Jesuiten den Rücken kehrte. Oder der letzte Teil des Buches, in dem der Autor sehr intensiv das Leben und Sterben eines ehemaligen Nachbarn schildert. Speziell bei diesem Teil habe ich mir etwas schwer getan, den Bezug zum Rest des Romans zu finden.

Auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, nach seinem Lebensweg, trifft er Entscheidungen, die ihn nicht ans Ziel führen. Letztlich wählt er den Weg zu Gott und wird Jesuit. Sein Leben bei den Jesuiten ist geprägt von Selbstzweifeln, von Manipulationen und von Rückschlägen. Er kehrt zurück in das weltliche Leben und wird dort anfangs bitter enttäuscht. Er muss erkennen, dass die katholische Kirche nicht davor gefeit ist, Menschen in ihren Reihen zu haben, die korrumpierbar sind.

Gabor Laczko führt mit einer flüssigen Sprache durch das Buch, berührend schildert er die einzelnen Stationen von Belas’ Leben. Die Ungerechtigkeiten, die Lebensumstände der Familie, die Verzweiflung von Bela, seine Enttäuschungen mit Wegbegleitern aus seiner Ordenszeit, die ihm widerfahren sind, haben mich sehr stark berührt.




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