Buchbesprechung/Rezension:

Rafik Schami: Eine Hand voller Sterne

verfasst am 02.06.2013 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Jugendbücher, Schami, Rafik
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Dieses Buch ist nicht neu. Dennoch ist diese Geschichte aus Syrien heute, da uns derzeit tagtäglich der Bürgerkrieg mit tausenden Toten aus der Zivilbevölkerung in diesem Land medial erreicht, hoch aktuell. Und umso berührender ist die Geschichte eines Jungen, der so gerne Journalist werden möchte und uns über sein Tagebuch an seinem Leben in Damaskus teilhaben lässt.

Der Sohn eines Bäckers möchte gerne Journalist werden. Sein Vater allerdings hat für ihn, obwohl der Junge gute Noten in der Schule schreibt, andere Berufspläne. Er soll den Bäckereibetrieb der Familie übernehmen. So schreibt der Junge Gedichte und erzählt uns in seinem Tagebuch aus seinem Leben.

Durch die Tagebucheinträge begegnen wir seiner ersten großen Liebe, dem weisen Onkel Sam, seiner Familie und auch seinen gefürchteten Gegner. Damaskus und die syrische Kultur um die Zeit der 1960er und 1970er werden uns durch die Tagebucheinträge des jungen Mannes näher gebracht. Dabei stellen wir wieder mal fest: die Menschen rund um den Globus sind sich in ihren Gefühlen sehr ähnlich.

Der junge Bäckerssohn verliebt sich in das Mädchen Nadia, doch ihr Vater arbeitet beim Geheimdienst. Das macht ihm Sorgen. Er lernt einen Reporter kennen und sein Wunsch, den Beruf des Journalisten auszuüben, wird durch diese Bekanntschaft verstärkt. Außerdem behauptet sein Onkel Salim, ein weiser alter Mann, dass Journalisten mit ihrer Schreiberei eine mächtige Waffe in den Händen hätten, um politisch aktiv zu sein und auf Missstände aufmerksam machen zu können. Der Bäckerjunge ist bald davon überzeugt, dass er als Journalist für ein besseres und freieres Syrien kämpfen könnte. Dass ein solches Vorhaben schwierig ist, ist ihm zwar klar, aber die Tragweite der Gefährlichkeit ist dem jungen Mann nicht bewusst.

Gemeinsam mit seinem Freund Mahmud und dem Reporter Habib gründet der Junge die Untergrundzeitung „Sockenzeitung“. Das Blatt wird an geheimen Plätzen verteilt. Mit den Veröffentlichen über Korruption und Aufrufen zum Widerstand gegen die Regierung sorgen die Autoren für ordentlichen Wirbel! Als Habib verhaftet wird, ist dies ein Schock für den jungen Bäckerssohn, der dies durch sein Tagebuch zu verarbeiten versucht.

Ein Buch, das nachdenklich und gleichzeitig traurig macht. Wie schön ist es doch, dass es unser Recht ist, unsere Meinung sagen und das lesen zu können, was wir wollen, ohne dafür verhaftet oder verfolgt zu werden.
Das alles hatten wir allerdings auch schon – nicht vergessen!

Rafik Schami lebte und studierte in Damaskus und war in jungen Jahren politisch-literarisch aktiv. Er gründete und leitete 1966 in Damaskus die Wandzeitung Al-Muntalek (“Ausgangspunkt”), die drei Jahre nach Gründung verboten wurde.

Rafik Schami floh aus seinem Heimatland und kam über den Libanon 1971 nach Deutschland. Er erhielt für sein außergewöhnliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte im Oktober 2011 den Preis “Gegen Vergessen – Für Demokratie”.

Zur aktuellen Lage in Syrien gab Rafik Schami ein Interview, nachzulesen unter:
www.rafik-schami.de




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