Buchbesprechung/Rezension:

Lisa Graf: Lindt & Sprüngli - Zwei Familien und eine Leidenschaft
Lindt & Sprüngli-Saga (1)

Lindt & Sprüngli
verfasst am 16.12.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Der Duft von Schokolade – die Anfänge der Confiserie Sprüngli in Zürich

Lisa Graf-Riemann hat sich in diesem historischen Roman der Zürcher Konditorenfamilie Sprüngli angenommen und erzählt von den bescheidenen Anfängen des Firmengründers David Sprüngli und dessen Sohn Rudolf, der mit Umsicht, Weitsicht und zäher Besonnenheit, die Firma zu dem entwickelt hat, wie wir sie heute kennen.

Zentrales Thema, in dieser als Trilogie angelegten Reihe, ist der Vater-Sohn-Konflikt, der Rudolf viele Jahre lang prägt. Doch muss man im kolportierten Geiz Davids dessen tiefe Angst vor einem Rückfall in bittere Armut erkennen. David stammt aus ärmlichen Verhältnissen und ist schon mit acht Jahren Vollwaise. Alles was er kann und was er besitzt, hat er sich in mühevoller und beschwerlicher Arbeit selbst erwirtschaftet. Er ist hart zu sich selbst, zu seiner Familie und zu seinen Angestellten. Die Ideen und Visionen seines Sohnes Rudolf sind ihm nicht geheuer.

Und doch ist ihm Rudolf ähnlicher als beiden lieb ist, was den Konflikt nicht kleiner werden lässt.

Meine Meinung:

Der Prolog ist ein wenig nichtssagend und wirkt ein wenig gekünstelt. Den hätte ich in der Form nicht gebraucht. Die Geschichte der Familie Sprüngli ist recht gut erzählt. Einige Literaturhinweise finden sich im Anhang. Die Autorin, die ich von Krimis kenne, verquickt Fakten mit Fiktion. Da über das Privatleben der realen Sprüngli-Männer wenig nachzulesen ist, kann sich Lisa Graf-Riemann hier so richtig entfalten.  
Gut gefallen hat mir der Einblick in die Zürcher Stadtgeschichte, über die ich zugegeben kaum etwas weiß. Besonders interessant sind die Details zur Arbeitergeschichte wie die Gründung des Konsumvereins.

Schmunzeln musste ich über Vreni, die die Ausgabe von Blechmarken als Währung für die Konsumläden als positiv wertet. In zahlreichen Ländern haben Fabriksbesitzer diese Parallel-Währung schon längst eingeführt. Die Bergwerksarbeiter in England und die Ziegelarbeiter in der Donaumonarchie werden damit bezahlt und müssen in den fabrikseigenen Geschäften zu überhöhten Preisen minderwertige Waren kaufen, denn die Blechmarken werden nirgendwo anders angenommen. Damit ruinieren die Fabrikanten auch die örtlichen Geschäfte.  

Die eine oder andere soziale Idee z.B. die einer Arbeiterkasse, die bei Krankheit eine Entgeltzahlung leistet, scheint für Arbeitgeber wie den Drucker Hirt nachvollziehbar. Interessant, dass Hirt die Schokoladenfabrik als solche ansieht, Rudolf Sprüngli nach wie vor sie als Manufaktur sieht. Natürlich sind die Grenzen da fließend.

Ab der Gründung der Schokoladenmanufaktur in Horgen orte ich ein bisschen Ungleichgewicht bei den Personen. So werden Rudolfs Kinder recht schnell, ohne viele Details über sie zu verlieren, erwachsen, aber die fiktive Annarösli und ihre unerfüllte (?) Beziehung zur Malerin Luise Hahn erhält viel mehr Raum als die fünf Kinder gemeinsam. Das ist für meinen Geschmack zu üppig geschildert. Ich habe kurz angenommen, Luise würde Plakate oder Verpackungen für die Produkte entwerfen. Dann wäre ihre ausführliche Beschreibung gerechtfertigt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der die Entstehung des Schokoladenimperium der Familie Sprüngli beschreibt, 4 Sterne. Ich bin schon auf den zweiten Teil der Reihe, die Geschichte der Familie Lindt gespannt.




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