Edgar Allan Poe: Der Bericht des Arthur Gordon Pym
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Edgar Allen Poe’s Metier waren die Kurzgeschichten. Nur ein einziger Roman entstammt seiner Feder: Die Geschichte von Arthur Gordon Pym erschien im Jahr 1837.
Der junge Mann lässt sich vom Enthusiasmus seines Freundes Augustus dazu hinreißen, als blinder Passagier auf dem Walfänger mitzufahren. Nur ein paar Tage sollte Arthur in einem Versteck unter Deck bleiben, bis Augustus seinem Vater, dem Kapitän, vom blinden Passagier erzählten könnte. Dann wäre das Schiff schon so weit von Ausgangshaben in Nantucket entfernt, dass eine Umkehr nicht zu denken wäre und Arthur könnte an Bord bleiben.
Doch es kommt ganz anders, als die Mannschaft meutert und der Kapitän samt einiger seiner Getreuen in einem Beiboot, mitten auf dem Ozean ausgesetzt wird. Es setzt eine Folge von Katastrophen ein: Stürme zerren am Schiff und reißen es langsam in Stücke, die Auseinandersetzung zwischen den Meuterern führt zu einem blutigen Showdown, Hunger und Durst bringen die wenigen Überlebenden dem Tod nahe, wieder Stürme, dann Flaute …
Der Roman hat sich über die Zeit zu einem Eldorado für selbsternannte oder bemühte Interpretationen und Interpreten entwickelt. Recherchiert man etwas zum Buch, dann wird man eine Vielzahl an Deutungen finden, was Edgar Allen Poe nicht alles damit beschrieben, umschrieben, gewollt oder angedeutet habe.
Alles aus meiner Sicht, das allermeiste davon ebenso überflüssig, wie manchmal schon lächerlich.
Deshalb lasse ich diesen Roman einfach dort, wo er ist. Eine wilde Abenteuergeschichte, die dazu noch überbordend mit Unglücksfällen, Unstimmigkeiten und Mysterien gefüllt ist. Somit wohl sehr gut den Zeitgeist der 18320er-Jahre traf, als die Menschen mangels anderer Möglichkeiten der Unterhaltung sich in fantasievolle Geschichten vertiefen konnten und wollten. Es war damals genauso leicht wie heute, die Menschen mit Sensationsstorys zu fesseln, nur die Mittel waren andere.
Vieles in Poes einzigem Roman erscheint deshalb heute so wahnwitzig übertrieben, dass er es wohl kaum in ein Verlagsprogramm des Jahres 2025 schaffen würde. Zu seicht, zu eindimensional, zu übertrieben und unrealistisch sind Attribute, die mir dazu einfallen. Dazu kommt, dass sich das Geschehen auf den etwas mehr als zweihundert Seiten mehrfach im Kreis dreht, wenn wenige Ideen einfach aus anderer Perspektive betrachtet, wieder auftauchen. Es wird mit der Zeit ermüdend und langweilig.
Dafür aber ist und bleibt „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“ beinahe so etwas wie ein Zeitdokument und ein Blick in die Welt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Und als solches ist der Roman ein bleibender Klassiker, wenn auch nicht unbedingt ein empfehlenswerter Lesestoff.
Zusammengefasst ist meine sehr subjektive Meinung:
Edgar Allen Poes Meisterschaft bei Kurzgeschichten zeigt sich nicht bei einem ganzen Roman. Vielleicht hat er das selbst erkannt und deshalb nur diesen einen geschrieben?