Buchbesprechung/Rezension:

Harper Lee: Das Land der süßen Ewigkeit
Storys und Essays

Das Land der süßen Ewigkeit
verfasst am 06.11.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Eine überaus beeindruckende und lesenswerte Sammlung von Erzählungen und Essays der Autorin von „Wer die Nachtigall stört“.

Mit dem Lesen beginne ich am Ende:

Das umfangreiche Nachwort von Casey Cep ist nämlich nicht nur informativ, was die Biografie von Harper Lee betrifft, sondern blickt auch tief hinein in ihre Beweggründe und Ideen, die in den Weltroman „Wer die Nachtigall stört“ mündeten. Außerdem werden im Nachwort die kurzen Geschichten dieses Sammelbandes eingeordnet und die jeweiligen Hintergründe ihrer Entstehung erklärt.

Derart mit Vorwissen ausgestattet, verstehe ich noch viel besser, worum es in den Geschichten geht. 

Natürlich ist es offensichtlich, dass Harper Lee über ihre eigenen Ursprünge in Alabama, im tiefen Süden der Vereinigten Staaten schreibt. Aufgewachsen in einer Zeit, in der die Sklaverei in den Köpfen so präsent war, als hätte es den Sezessionskrieg nie gegeben, in der Rassentrennung in ihrem Heimatstaat selbstverständlich war. Eine Zeit, in der Schwarze von den Weißen meist als hilflose, alleine nicht überlebensfähige Menschen im Stadium von Kindern betrachtet wurden, die man auch maßregeln dürfte, die aus der Welt der Weißen fernzuhalten waren, und die man lynchen konnte, wenn sie angeblich einen kleinen Fehltritt begangen hatten.

Über diese Welt des Südens erzählt Harper Lee in unaufgeregten Worten. Das vermittelt bei jeden Geschichten, in denen es um Kindheit geht, um Streiche oder um in den Augen von Kindern aufregende Ereignisse geht, das Bild einer heilen, sonnenbeschienenen Welt, in der nichts die Idylle trüben kann, solange Erwachsene sich nicht hineindrängen.

In den Geschichten aber, in denen Harper Lee über die Erwachsenenwelt schreibt, in der sich weiße Frauen und Männer „bestenfalls“ als Vormund, schlimmstenfalls als Eigentümer sehen, denen die Schwarzen zu Diensten sein müssen, wird diese erzählerische Unaufgeregtheit zu einer schon beinahe unerträglichen Beschreibung des weißen Überheblichkeits-Wahns. In diesen Geschichten zeigt und entwickelt sich das, was später in Harper Lees fundamentalem Werk gegen Sklaverei, Rassentrennung und Rassismus mündete.

Gemeinsam haben alle Geschichten, dass sie ein Bild einer Gesellschaft zeigen, die in ihrer Grundströmung einerseits dem Leben bei uns überaus ähnlich ist, andererseits sich in ihrem Verständnis von Menschlichkeit fundamental unterscheidet.

Der zweite Teil des Buches beinhaltet veröffentlichte Essays aus vier mehr als Jahrzehnten ab den 1960ern. Geschichten über Liebe und Zuneigung, über das Leben, über Menschlichkeit, über den Alltag oder über Begegnungen Harper Lees mit Personen, die in der Öffentlichkeit stehen.

Zusammengefasst

Die bislang unveröffentlichten Storys in diesem Buch ergänzen das Bild von Harper Lee, die zu Lebzeiten mit lediglich einem Roman zu einer der wichtigsten Autorinnen der Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert wurde. Es sind gewissermaßen Vorgeschichten zu ihrem Jahrhundertroman. Die Essays als Ergänzung dazu liefern ein paar weitere Steine zum noch unvollständigen Puzzle ihrer Biografie.




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