Eva Reichl: Mühlviertler Todesstoß
Chefinspektor Oskar Stern (8)

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Ein reicher Unternehmer mit zwei erwachsenen Kindern. Eine geschiedene Ehe und dann eine neue Ehefrau im ungefähren Alter der Kinder. Ist das nicht das Rezept für Zwietracht und, wer weiß, auch ein Verbrechen?
Nun, jedenfalls liegt Jakob Grünwald, als Besitzer der Firma Grünwald-Öfen ein allseits bekannter Mann, jetzt tot in der Kapelle von Schloß Weinberg. Da befindet sich, der Buchtitel sagt es ja schon, im oberösterreichischen Mühlviertel, somit quasi in meiner erweiterten Nachbarschaft (Das Schloss habe ich noch nicht besucht, es wäre eine gute Idee, mir den Schauplatz dieses Krimis anzusehen).
Grünwald wurde mit einem kleinen Deko-Tannenbaum ermordet, sehr makaber, denn das geschah ausgerechnet während des Adventmarktes im Schloss. Nicht nur ist der Tatort jetzt abgesperrt, auch die Standln mussten schließen und die Besucher den Markt verlassen. Schade um die vorweihnachtliche Stimmung und die verlorenen Umsätze der Marktstandler.
Chefinspektor Oskar Stern und Gruppeninspektorin Mara Grünbrecht sind das Ermittlerteam, das hier schon den achten Fall bearbeitet. Auch wenn „Mühlviertler Todesstoß“ der erste Krimi der Reihe ist, den ich lese, sind mir die beiden Hauptdarsteller von Beginn an sympathisch. Eva Reichl gelingt es zudem spielend, die beiden auch für Neueinsteiger so zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, sie schon immer zu kennen. Die Abschweifungen ins persönliche Leben von Stern und Grünbrecht sind gut dosiert und fügen sich wunderbar in die Handlung ein.
Und diese Handlung geht so weiter: Bei den ersten Gesprächen mit der aktuellen Ehefrau, der Tochter und dem Sohn des Toten wird schnell eines deutlich: Alle könnten etwas mit der Tat zu tun haben. Ein Motiv lässt sich bei allen drei finden. Dazu kommt noch die gegenseitige Abneigung, die sich unter anderem auch damit erklären lässt, dass es Jakob Grünwald zu Lebzeiten versäumt hatte, offizielle über seine Nachfolge im Unternehmen zu entscheiden.
Aber damit nicht genug, gibt es da auch noch die Ex-Ehefrau und, natürlich, einen Konkurrenten, der gegenüber der Polizei zwar meint, dass Grünwald-Öfen ganz sicher keine Konkurrenz für ihn wäre; doch warum machte er dann ein Übernahmeangebot (das Grünwald ablehnte)?
Viele Leute mit einem Motiv, aber alle mit einem Alibi.
Das wird nicht einfach zu lösen sein!
Ein überaus sympathischer Krimi, der sich bestens für einen kurzweiligen Nachmittag eignet, gerade jetzt, wenn bei kaltem Nebelwetter sowieso ein paar Stunden auf der Couch sehr verlockend sind.
Eva Reichl Roman zeichnet aus, dass sie ihren Figuren keine verkomplizierten Charaktere andichtet, sondern einfach ganz normale Menschen beschreibt.
Deshalb geht es in diesem Krimi sehr menschlich und alltagstauglich zu. Eine Story mit Spannung und Tempo, beides gut dosiert – und damit auch an die sanfte Landschaft des Mühlviertel ganz genau angepasst.