Kelly Mullen: Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Ein mondänes, abgeschieden gelegenes Anwesen, eine erlesene Gästeschar, eine Leiche – die Zutaten zu Kelly Mullens Krimi „Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ lassen keinen Zweifel – hier liest man eine Art von Remake klassischer englischer Whodunnit-Krimis.
Schon der Klappentext lässt unweigerlich an Agatha Christie denken: das Landhaus, der geschlossene Kreis, die Frage nach dem Täter. Und tatsächlich entwickelt Mullen ihre Geschichte routiniert, setzt auf vertraute Muster und spricht besonders die Amateurdetektivinnen und Amateurdetektive unter der Leserschaft an – Miträtseln ist quasi erwünscht.
Darum geht es: der Inhalt:
Schauplatz ist eine kleine Insel im Lake Huron, die Tourismussaison ist vorbei, die kleine Schar der Inselbewohner erwarte die ruhige Zeit der Wintermonate.
Rosemary “Mimi” McLane ist 76 Jahre alt und lebt ein ruhiges Leben voller Kreuzworträtsel, Fernbleiben von Festen und keiner Eile – bis zu jenem rätselhaften Brief ihrer reichen Nachbarin Jane. Dieser enthält eine Einladung zu einer kleinen Feier – und die Androhung, im Falle eines Ausbleibens ihr dunkelstes Geheimnis ans Licht zu bringen.
Unvermeidlich macht sich Mimi mit ihrer Enkelin Addie auf den Weg. Im verschneiten Herrenhaus trifft die ungleiche Truppe – insgesamt acht Gäste mit je eigenen Geheimnissen – aufeinander. Doch die Party nimmt eine fatale Wendung, als ein Schrei ertönt und Jane tot aufgefunden wird. Sofort wird klar: Jane ist nicht die Drahtzieherin; der Mörder muss sich unter den Anwesenden befinden – Mimi und Addie müssen gemeinsam ermitteln, bevor ein zweiter Mord passiert.
Gut zu wissen:
Die Figur der Großmutter ist an Mullens eigene Erfahrungen während eines Aufenthaltes in der Corona-Zeit bei ihrer Großmutter angelehnt; und Addies Profi-Spieldesign-Hintergrund reflektiert Mullens Herkunft aus dem Gaming-Bereich.
Meine Meinung dazu:
Der Bezug auf gute alte Krimi-Traditionen kann auch ein Hindernis sein. Denn allzu deutlich ist zu spüren, dass Mullen tief im Fundus der klassischen Krimis gewühlt hat – und dabei weniger zu neuen Ideen, als vielmehr nach zu bewährten Szenen zurückgegriffen hat. Die verschwiegenen Gäste, die enthüllten Geheimnisse, das allmähliche Einkreisen von Schuld und Unschuld: alles solide gebaut, doch eben auch vorhersehbar.
Dennoch: Das Buch liest sich flüssig, die Dialoge sind pointiert, der Spannungsbogen hält sich bis zum Schluss. Man darf Mullen zugutehalten, dass sie das Handwerk beherrscht und es versteht, Atmosphäre zu schaffen. Nur fehlt eben, für meinen Geschmack, der letzte Funke Originalität, der aus einem gut gemachten Krimi einen großartigen Krimi werden lässt.
So ist „Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ ein Roman, der sich als Lesestoff für einen verregneten, wolkenverhangenen Nachmittag eignet: vertraute Zutaten, ansprechend angerichtet, aber noch überragend. Wobei aber diese, meine ganz persönliche Meinung auch damit zusammenhängt, dass ich ein großer Fan von Agatha Christies Romanen bin und – ich weiß, es ist unfair – diesen ersten Krimi von Kelly Mullen mit den Werken Christies vergleiche.
Damit ich es jetzt nicht allzu negativ beschreibe (denn das wäre tatsächlich nicht gerecht): Wer auf der Suche nach einem gut geschriebenen Klassiker, enstanden im Jahr 2025 ist, wird bestens unterhalten.