Buchbesprechung/Rezension:

Zadie Smith: Betrug

Betrug
verfasst am 29.07.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Im Zentrum der Story von „Betrug“ ist eine auf wahren Begebenheiten beruhende Betrugsgeschichte aus dem viktorianischen England: Ein Mann gibt vor, ein verschollener britischer Aristokrat zu sein – und schafft es, trotz mangelnder Ähnlichkeit, trotz offensichtlicher Unstimmigkeiten und trotz zahlloser Hinweise auf seine wahre Identität, breite Teile der Öffentlichkeit und selbst gebildete Kreise von seiner Geschichte zu überzeugen.

Smith schildert diesen historischen Fall in einer derart realistischen Form, dass man unweigerlich Parallelen zur Gegenwart ziehen wird. Ihre Darstellung der Vorgänge, mit denen Lüge zur Wahrheit erklärt wird, wirkt wie ein Kommentar auf unsere Zeit, in der „alternative Fakten“ zum wichtigsten Werkzeug von Demagogen und Extremisten geworden sind.

Die Mechanismen des Selbstbetrugs und die so weit verbreitete Bereitschaft, an das zu glauben, was man glauben möchte, sind heute so präsent wie im 19. Jahrhundert. Gerade darin liegt eine große Stärke des Romans: Smith zeigt nicht nur die Täuschung des Einzelnen, sondern auch, wie eine ganze Gesellschaft durch solches Treiben auseinanderdividiert wird. .

So spannend und zeitgemäß das auch ist, es ist nicht das einzige Thema des Romanes. Smith entwirft ein detailreiches Bild des viktorianischen Zeitalters: die soziale Ungleichheit, die beginnende Emanzipation der Frauen, die Bewegung gegen die Sklaverei, aber auch die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Wahrheit.

Zwar ist jedes dieser Themen für sich interessant und historisch bedeutsam, doch führt die Fülle der Themen leider auch dazu, dass sie einander überlagern. Die zahlreichen Nebenhandlungen, Figuren und Zeitsprünge verlangen beim Lesen einiges an Aufmerksamkeit ab – für meinen Geschmack oftmals zu viel.

Die erzählerische Struktur wirkt dadurch stellenweise überladen. Es scheint, als wolle Smith zu viele Perspektiven, Stimmen und Diskurse gleichzeitig zur Geltung bringen. Diese schiere Menge macht es schwer einen roten Faden zu erkennen oder sich mit den Figuren anzufreunden. Sie bleiben allesamt gewissermaßen konturlos, obwohl man doch so viel über sie erfahren hat.

Dabei hätte der Kernplot – der Betrug und seine gesellschaftliche Akzeptanz – mehr als genug Potenzial geboten, um für sich zu stehen und den Roman ganz alleine zu tragen.

Zusammengefasst

„Betrug“ ist Buchtitel und zentrales Thema dieses Romanes, der alles das zum Inhalt hat, was wir als Wahrheit, Täuschung und Manipulation selbst tagtäglich erleben. Gleichzeitig steht sich der Roman durch die Themenfülle auch selbst im Weg. Am Ende bin ich hin- und hergerissen in meiner Bewertung und bleibe unentschlossen …




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