Daniel Kehlmann: Du hättest gehen sollen

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Vielleicht ist dieses Haus auf dem Berg so etwas wie die kleine Ausgabe von Steven Kings Overlook-Hotel aus dem Roman „Shining“?
Das Setting ist ähnlich. Das junge Ehepaar mit Kind mietet sich in dem einsam gelegene Ferienhaus ein. Nur eine enge, gefährliche Straße führt vom Dorf hinauf. Wenn man die Fahrt heil überstanden hat, blickt man ins Tal hinunter auf die kleinen Häuser, als ob das unten eine andere Welt wäre. Es gibt nur ein Geschäft im Ort, ein seltsamer, wortkarger Kaufmann, an dem die moderne Zeit spurlos vorübergegangen ist.
Er sagt wenig, nur ein paar Andeutungen über das Haus macht er. Dass dort früher ein andere gestanden wäre.
Das Ehepaar: er ist Drehbuchautor, mit der Fortsetzung seines großen Erfolges ist er heillos im Rückstand. Seine Frau Susanna ist eine bekannte Schauspielerin, ein so ganz andere Persönlichkeit als ihr Ehemann. Esther, die gemeinsame Tochter, ist vier Jahre alt.
Alles dreht sich um die Notizen für das neue Drehbuch. Der Aufenthalt im einsamen Ferienhaus sollte ihm helfen, ungestört sein Drehpunkt zuschreiben, endlich die Ideen zu haben, die ihm einen weiteren Erfolg sichern sollten.
Doch die Einsamkeit hat eine ganz andere Folge als geplant: die Grenzen zwischen den Protagonisten der Story und dem Ferienhaus und der kleinen Familie beginnen zu verschwimmen. Hat sich dort eine Türe geöffnet, die noch nicht da war, wovon erzählt Esther, dann reist Susanna ab, sie verlieren den Kontakt zueinander und dann die Menschen unten im Dorf, die nur Andeutungen machen, aber dann doch nichts sagen.
Obwohl nur eine kurze, nicht einmal einhundert Seiten lange Erzählung, so packt Daniel Kehlmann doch alles hinein, was man für einen feinen Suspense-Thriller braucht. Die Kürze der Story lässt dazu genug Raum dafür, selbst herauszufinden, was real ist und was sich nur im Kopf des Autors abspielt.