Buchbesprechung/Rezension:

Alois Prinz: Auf der Schwelle zum Glück
Die Lebensgeschichte des Franz Kafka

Auf der Schwelle zum Glück
verfasst am 30.05.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Prinz, Alois
Genre:
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„Nichts fehlt mir, außer ich selbst.“ (Franz Kafka)

Anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka am 3. Juni 1924 werden zahlreiche Werke neu aufgelegt und auch die eine oder andere Biografie erscheint.

Diese Biografie von Alois Prinz steigt 1910 in das Leben von Franz Kafka ein, das nur mehr 14 Jahre dauern wird.

„Dass Franz Kafka zu Lebzeiten so wenig Aufsehen erregt hat, liegt nicht nur daran, dass er verkannt worden ist. Vielmehr lag Kafka nichts daran, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mehr noch: Er hat eine größere Wirkung bewusst verhindert. Viele Texte hat er vernichtet, andere, wie den ‚Prozess‘ hat er nie aus der Hand gegeben.“

Wer ist er nun, der Franz Kafka (1883-1924)?

Geboren 1883 in Prag, wächst er mit seinen drei Schwestern in der bürgerlich-jüdischen Welt der Donaumonarchie auf. Seine Brüder sind im Kindesalter verstorben, weshalb sein Vater alle Hoffnungen auf den letzten verbliebenen Sohn setzt und von ihm maßlos enttäuscht ist.

Denn der Franz hat weder Interesse an einer eigenen Familie noch an den Geschäften des Vaters. Franz gilt als Eigenbrötler, der sich streng vegetarisch ernährt, zeitweise exzessiv Sport betreibt und bei einer Körpergröße von 1,80 nur knapp 60 Kilo wiegt. Daneben fürchtet er sich vor Krankheiten und dem Leben an sich. Eigentlich wollte er weder das Gymnasium noch später das Jura-Studium beenden. Doch als folgsamer (?) Sohn fügt er sich. Gerne hätte er den Vorstellungen des Vaters und der Allgemeinheit entsprochen, doch es gelingt nicht. Wahrscheinlich wäre es nur unter Aufbietung aller Kräfte und auf Kosten seiner Schreibkunst, die eine Art Lebenselixier gewesen ist, möglich. Das ist aber für Franz Kafka keine Option. Also schlingert er im Alltag zwischen Arbeit, Sport und Literatur herum.

Interessant zu lesen ist, dass Kafka Aufsätze zur Verhütung von Arbeitsunfällen verfasst und auch mechanische Schutzmaßnahmen beschreibt. Dennoch, sein zweigeteiltes Leben kann er fast nicht mehr aufrechterhalten.

„Die innere Wahrheit eines literarischen Textes, so schrieb er einmal, lasse sich niemals allgemein feststellen, sondern müsse immer wieder von jedem Leser oder Hörer von neuem zugegeben oder geleugnet werden.“

Das scheint im Widerspruch dazu zu stehen, dass er seine Texte fast ausschließlich für sich selbst geschrieben hat. Dass wir dennoch viel seiner Werke lesen dürfen, ist seinem Freund (manchmal auch Feind) Max Brod zu verdanken, der sich über Kafkas testamentarischen Wunsch, sein Werk zu vernichten, hinweggesetzt hat.

Auch mit den Frauen ist es so eine Sache. Er steht, wie bei vielem auch hier nur „an der Schwelle des Glücks“ und kann sie nicht überschreiten Felice Bauer, Milena Jesenská und Dora Diamant, die 19-jährige Küchenleiterin in einem jüdischen Volksheim, hält ihn für einen Halbblut-lndianer.

Robert Klopstock gilt als letzter Freund Kafkas, der die letzten Lebensmonate gemeinsam mit Dora Diamant den im Sanatorium Kierling lebenden Kafka medizinisch und menschlich betreut. Franz Kafka stirbt am 3. Juni 1924 an Tuberkulose.

Meine Meinung:

Dieses Buch, das anlässlich von Kafkas 100. Todestag erschienen ist, ist ein niederschwelliger und daher idealer Einstieg in das Leben und Werk von Franz Kafka, jenem Dichter, der zu seinen Lebzeiten nur wenig Aufsehen erregt hat. Einem Menschen, der tagsüber als Beamter der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt (AUVA) arbeitet, nachts Erzählungen verfasst und lieber seine Werke vernichtet als sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Alois Prinz zeigt nicht den Schriftsteller, sondern einen zutiefst verunsicherten jungen Mann, der am Leben scheitert. Dabei erzählt er es Kafkas Lebensgeschichte durchaus unterhaltsam, hält sich aber stringent an die recherchierten Fakten. Obwohl das Buch eine Biografie ist, liest es sich flüssig wie ein Roman. Man kann Franz Kafka förmlich seine Bahnen im Schwimmbad ziehen sehen.

Die Nachwelt ist Max Brod zu Dank verpflichtet, dass er sich über Franz Kafkas testamentarische Verfügung, seine Werke zu vernichten, hinweggesetzt hat.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser, in vielerlei Hinsicht bereichernden Lektüre 5 Sterne.




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