Buchbesprechung/Rezension:

Valerie Wilson Wesley: Todesblues
Ein Fall für Tamara Hayle

Todesblues
verfasst am 24.04.2024 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Wilson Wesley, Valerie
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Shawn Raymond: nur einer von vielen, die umgebracht werden. Ein Schuss, mitten ins Herz, und wieder einer “dieser Leute” aus der Drogenszene weniger.

Die Polizei ermittelt zwar einige Zeit, halbherzig, doch ein brauchbares Ergebnis gibt es nicht, niemand ist daran interessiert, mehr Zeit als nötig zu investieren.

Ein paar Monate nach dem Verbrechen sucht Shawns Mutter Bessie Hilfe bei der Privatdetektivin Tamara Hayes. Bessie kratzt alle Ersparnisse zusammen, wenig genug für ein ganzes Leben, um endlich zu erfahren, was geschah.

Tamara macht ihr wenig Hoffnung, übernimmt den Fall aber er dennoch. In schlechten Zeiten kann sie es sich nicht leisten, einen Auftrag abzulehnen.

Sie beginnt zunächst, Familie und Bekannte des Opfers aufzusuchen. Bei diesen Gesprächen zeichnet sich immer deutlicher das Bild eines jungen Mannes ab, der nur an eines dachte: an sich selbst. Frauen benutze er, nütze sie aus und konnte sich mit seinem guten Aussehen und seinem Auftreten darauf verlassen, immer wieder neue Affären zu haben.

Wie soll Tamara das seiner Mutter begreiflich machen, die doch nur den Mörder ihres Sohnes finden möchte? Will Bessie die Wahrheit überhaupt erfahren, die, immer mehr setzt sich das wahre Bild dessen zusammen, was geschah, einer Mutter etwas enthüllen würde, das alles erschüttern würde, was sie zuvor zu wissen glaubte?

Eine Privatdetektivin und dazu noch eine Afroamerikanerin? Keine der üblichen Hauptdarstellerinnen in einem Krimi aus den USA. Wilson Wesleys Serienheldin ist eine sehr eigenständige Figur, nicht nur wegen ihrer Herkunft und ihrer Profession, sondern auch wegen ihres Charakters.

Mit vielen Schwarzen teilt sie das Misstrauen gegenüber der Polizei. In ihrem Fall noch verstärkt durch ihre persönlichen Erfahrungen, als sie als Polizistin selbst von ihren Kollegen diskriminiert wurde. Das war der Grund, warum sie die Polizei verließ. Doch ihr Talent als Ermittlerin wollte sie nicht ungenutzt lassen.

Die Story startet etwas träge, die Unsicherheit Tamaras, ob sie die richtige für den Auftrag ist, schlägt sich im Stil der ersten Abschnitte nieder. Langsam klärt sich das Bild, das Tempo aber bleibt beschaulich.

Was Tamaras Ermittlungen immer vorantreibt, das ist das, was immer mitschwingt, wenn ein Schwarzer ermordet wird: sollen die sich doch gegenseitig umbringen, es ist ja nur ein Gangster weniger auf der Straße. Also nicht so dramatisch. Und damit ist klar, dass, wenn Tamara die Lösung nicht findet, sich niemand damit befassen wird.

Je weiter man liest, desto klarer wird, dass es um weitaus mehr als um die Aufklärung eines Mordes geht.

Es sind die Familien, die in ihrem Viertel umgeben von Gewalt leben. Die Menschen, die versuchen, das Zusammenleben menschlich zu erhalten, während andere nur ihre Selbstsucht, ihre Unzufriedenheit und ihren Hass ausleben. Ein Krimi über den Zustand einer ganzen Gesellschaft, der einen Alltag zum Inhalt hat, den man sich allzu gut in irgendeinem Viertel in irgendeiner Stadt vorstellen kann.

PS: Erschreckend dabei ist die Vorstellung, dass es so ähnlich, wie man es in diesem Krimi liest, tatsächlich geschehen könnte; ganz unabhängig von der Hautfarbe der Beteiligten




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