Agatha Christie: Rächende Geister
Autorin/Autor: Christie, Agatha
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Imhotep, der Totenpriester, bringt von einer seiner Reisen Nofret als seine neue, junge Gemahlin mit. Eine bei den Angehörigen seines Haushaltes ganz und gar nicht geschätzte neue Frau zieht in das Gut ein und zeigt allen von Anfang an, dass sie gewillt ist, sich mit Intrige und Hinterlist zu behaupten.
Zudem kann Imhotep seiner schönen Frau nichts abschlagen und erkennt in seiner Zuneigung zu Nofret nicht, dass diese alle gegeneinander ausspielt. Als es Nofret endlich gelingt, sich gegenüber ihrem Ehemann als Opfer darstellen, dem alle anderen Familienmitglieder nur Böses wollen, scheint ein Eklat unvermeidbar. Und wirklich ist Imhotep zu allem entschlossen und stellt sich allem Anschein nach bedingungslos auf die Seite von Nofret, ohne sich auch nur ein Wort von den anderen anzuhören.
Agatha Christie berichetet zu diesem Roman, dass sie die Informationen, um eine realistische Darstellung des Familienlebens im Jahr 2000 v. Chr. zu schreiben, von dem Ägyptologen Stephen Glanville erhielt. Als ein Freund der Familie Cristies, hatte Glanville mit seinem Wissen auch Einfluss auf die Entstehung des Romanes und insbesondere der Schluss soll erst auf Betreiben Glanvilles in der vorliegenden Form entstanden sein.
Diese Familiengeschichte ist, knapp zusammengefasst, ein wahres Gemetzel. Von den drei Söhnen Imhoteps und deren Ehefrauen, der einzigen Tochter Renisenb und den Vertrauten und Angestellten im Haushalt werden viele nicht überleben. Es beginnt mit einem Unfall, dem Nofret zu Opfer fällt; jedenfalls sind alle überzeugt, dass es ein Unfall war. Als weiteres Unglück über das Haus und seine Bewohner hereinbricht, scheinen alle darin übereinzustimmen, dass der Geist von Nofret Rache übt. Aber bald beginnen einzelne an dieser These zu zweifeln.
Es ist ein etwas langatmige Geschichte, was womöglich auch daran liegt, dass eben keiner von Agatha Christies Star-Detektivinnen und -Detektiven am Werk ist.
Hercule Poirot wird erst rund 4.000 Jahre nach den hier geschilderten Ereignissen in eben jene Gegend kommen und den Fall vom „Tod auf dem Nil“ (aus dem Jahr 1937) virtuos aufklären. Genau zu diesem Fall gibt es, man darf es nur nicht überlesen, im sieben Jahre danach veröffentlichten Roman „Rächende Geister“ eine fast schon deckungsgleiche Übereinstimmung. Wie sich später herausstellen wird, ist diese Übereinstimmung genau wie in „Tod auf dem Nil“ ein direkter Hinweis auf die wahren Hintergründe.
Wenn man annimmt, dass die Schilderung der Lebensumstände, Traditionen und Gesellschaftsstrukturen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, dann ist der Roman nicht nur ein Krimi, sondern auch ein interessanter Blick zurück in uralte Zeiten. Was insgesamt eine bessere Bewertung verdient, als die Kriminalgeschichte alleine.