Christian v. Ditfurth: Ultimatum
Kommissar de Bodt ermittelt (5)
Autorin/Autor: v. Ditfurth, Christian
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Sirod
Ist der Staat erpressbar?
Vieles, was in unserer heutigen Zeit passiert, kann man als Thriller bezeichnen, Ob es um Entführungen, mit deren Hilfe alles Mögliche erpresst werden soll, oder um Korruption, oder um gigantische Umweltprobleme geht – für mich fällt das alles unter den Begriff „Thriller“.
Ditfurth ordnet „Ultimatum“ diesem Genre zu.
Auslöser für die Geschichte ist die Entführung des Mannes der deutschen Kanzlerin. Professor Süß ist ein hochkarätiger, allseits geschätzter Wissenschaftler. Ein Großaufgebot an hochrangigen Mitarbeitern der Exekutive und anderer Institutionen wird mit der Aufklärung des Falles betraut.
Der Autor verwendet teilweise eine sehr flapsige, saloppe, minimalistische Sprache, die aber sehr gut zu dem Team der Aufklärer passt und zur Uneinigkeit zwischen den unterschiedlichen Charaktére in dieser Gruppe, in der sich, so wie im wirklichen Leben, Nörgler, Wichtigtuer, Besserwisser, befinden.
Die Forderungen der Entführer sind insgesamt derart unrealistisch, dass der Hauptkommissar de Bodt glaubt, dass etwas ganz anderes dahinter steckt, als nur die Forderung der Verbrecher nach Schuldenerlass für z.B. Griechenland und Italien.
De Bodt ist ein ganz eigener Ermittlertyp, er zitiert Philosophen, ist eigenbrötlerisch, und sehr lösungsorentiert. Er ist streitbar, legt sich mit Obrigkeiten an, aber schlussendlich erzielt er Erfolge. Ich mag den Typen, ihm sind auch meine 4 Sterne zu verdanken.
Das Buch ist gliedert in viele, kurze Kapitel, in unterschiedliche Abhandlungsstränge, mit einer Fülle an Beteiligten und wird dadurch etwas unübersichtlich. Es bleibt aber trotzdem spannend!
Die Thematik ist hochinteressant und, wie ich finde, auch gar nicht so realitätsfremd. Die Terroristen schrecken vor nichts zurück; gleich, ob es abgehackte Gliedmaßen ihrer Entführungsopfer sind, oder die Entführung einer Familie, oder für Regierungen unerfüllbare Forderungen – sie haben keinen Respekt vor Menschenleben. Ihr größter Fetisch ist ihre Selbstverwirklichung, egal zu welchem Preis. Sie stürzen Europa in ein Chaos.
Erschreckend: so weit entfernt von der Wirklichkeit ist dieses Chaos gar nicht, denkt man an die derzeitige Situation mit Brexit, Flüchtlingen, Rechtsradikalen in Europa. Aber Gott sei Dank gab es noch keine globalen Terroranschläge, die unser noch lebenswertes Europa in Schutt und Asche legen würden.
Christian v. Ditfurth lässt die Leserin/den Leser nicht zur Ruhe kommen.
Rasante Szenenwechsel sorgen immer wieder für Überraschungen.
Sehr spannend und lesenswert!