Jan Seghers: Die Sterntaler-Verschwörung
Autorin/Autor: Seghers, Jan
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Mit Hessen verbindet mich nicht viel (ausser vielleicht ein paar verschüttete Verwandtschaftslinien) und Informationen darüber dringen nur recht selten bis nach Österreich. Die meisten der hessen-spezifischen Orte und Personen (manchmal erkennbar, auch wenn sie für diesen Roman natürlich umbenannten wurden, meistens aber sicher nur den Hessen selbst geläufig) sagen mir wenig bis nichts. Übrig bleibt in einem solchen Fall die reine Krimihandlung, die es schaffen sollte, Spannung aufzubauen und für Lesevergnügen zu sorgen.
Die ersten 100 Seiten gehen vorüber und ich habe mithilfe des Internets heraus gefunden, dass es sich bei den erwähnten Politikerinnen um Robert Koch (grandios abgewählter ehemaliger CDU-Ministerpräsident) und Andrea Ypsilaniti (grandios gescheiterte ehemalige SPD-Ministerpräsident-Anwärterin) handelt.
Vor dem Hintergrund der im Jahr 2008 gescheiterten Regierungsverhandlungen lässt Jan Seghers seinen Kommissar Marthaler dessen schon fünften Fall lösen (und, quasi als Rahmen, einen Cold-Case-Fall dazu). Ein Motorradfahrer stirbt, bevor er das Kuvert mit den inkriminierenden Fotos überbringen kann, die einem lästigen Politiker untergeschoben werden sollen. Ein korrupter Polizist führt die Rufschädigungskampagne gegen einen Landespolitiker an und verhält sich auch sonst auffällig. Ein Regierungssprecher tut alles, um die politische Konkurrenz auszuschalten. Eine renommierte Journalistin ist unauffindbar.
Einiges wird also auf diesen ersten Seiten angesprochen, nur die Spannung möchte sich bislang nicht einstellen.
Lag es daran, dass ich die 4 Vorgänger-Krimis mit Kommissar Marthaler nicht gelesen habe; oder daran, dass dieser 5. Band der schwächste der Reihe ist?
Jedenfalls tröpfelte auch im Rest des Buches alles an mir vorbei, nirgends etwas Fesselndes, nirgends etwas Interessantes, nirgends etwas Überraschendes, dafür vieles (ehrlich gesagt: fast alles) vorhersehbar. Bewunderswert aber durchaus, mit wie vielen Buchstaben so wenig Spannung erzeugt wird. Von den 480 Seiten könnte man getrost weitaus mehr als 300 weg lassen und es wäre noch immer völlig ausreichend gewesen.
Diese entbehrlichen Seiten beinhalten wortreiche Beschreibungen von Personen, Plätzen, Handlungen, Gedanken, ohne dabei aber die Atmosphäre zu schaffen, in der ich mich als Leser miteinbezogen fühle. Sie enthalten viel zu oft teilweise haarsträubende Wendungen und Ereignisse und logische Schwächen, die ich in so einer Form noch kaum gelesen habe.
Die Verschwörung, die politische Verwicklung, auf die der Titel und auch die ersten Seiten des Romans hindeuten, bleiben dem gegenüber schwammig und nebensächlich. Die Charakterisierung der handelnden Personen verläuft sich viel zu oft in Stereotypen und alles zusammen verbindet sich zu einer äußerst konstruiert wirkenden Geschichte.
Kein Buch, das ich empfehlen möchte.