Sophie Hénaff: Kommando Abstellgleis
Kommando Abstellgleis ermittelt (1)

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Buchbesprechung verfasst von: Gertie
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Eine originelle und unkonventionelle Ermittlertruppe
„Kommando Abstellgleis“ ist das Krimi-Debüt der französischen Autorin Sophie Hénaff, die in Frankreich vor allem für ihre Cosmopolitan-Kolumne bekannt ist.
Die neue Leitung der Pariser Polizei beschließt, um ihre Reputation sowie ihre Statistiken zu beschönigen, alle Außenseiter, Alkoholiker und sonstigen unnützen, aber unkündbaren Beamten in eine einzige Abteilung zu versetzen: Das Kommando Abstellgleis. Leiterin dieser Brigade ist Anne Capestan, die wegen ihres hitzigen Temperaments und dem damit einhergehenden schnellen Fingers an der Dienstwaffe, vom Dienst suspendiert ist.
Insgesamt hat diese Brigade eine Stärke von mehr als 40 Mann bzw. Frau, wobei nicht alle wirklich zum Dienst erscheinen. Doch mit dem ihr zur Verfügung stehenden „Dreckigen Dutzend“ kann Anne Capestan schon einiges anfangen. Denn neben den ausgemusterten Menschen haben sie eine Vielzahl von alten, vergammelten Aktenbergen erhalten, die sie irgendwie bearbeiten sollen. Genauso schäbig wie die Fälle ist die als Büro zugewiesene Wohnung in einem abbruchreifen Haus. Um sicher zu gehen, dass man von dieser Geistereinheit nie wieder etwas hört, gibt es in dieser Bruchbude weder Telefon noch Büroausstattung.
Als dann zwei ungeklärte Mordfälle zwischen den Aktendeckeln, die sonst nur Einbrüche und sonstige Bagatelldelikte enthalten, auftauchen, entwickeln Anne und ihr Team ungeahntes Interesse.
Warum wurde Marie Sauzelle vor sieben Jahren in ihrem Wohnzimmer erdrosselt? Aber, warum hat der Mörder die alte Dame ordentlich frisiert und beinahe liebevoll vor den stummen Fernseher gesetzt? Ein gewöhnlicher Einbrecher kann das wohl nicht gewesen sein.
Und der Mord an dem Seemann Yann Guénan? Der wurde vor knapp 20 Jahren erschossen aus der Seine gefischt. Hier sei ein Profikiller am Werk gewesen, erklärten die Beamten damals.
Als sich herausstellt, dass sich die beiden Mordopfer kannten, erwacht in der Truppe echter Korpsgeist.
Die Brigade Abstellgleis will den Fall unter allen Umständen aufklären. Dann passiert ein dritter Mord …
Meine Meinung:
Ein humorvoller Krimi, der auch einige ernste Hintergedanken hat. Denn, in welchem Arbeitsumfeld gibt es sie nicht? Diese scheinbar Ausrangierten oder Unbelehrbaren? Die Renitenten oder sonst irgendwie Unangepassten? Die Unglücksbringer? Die Schnapsdrosseln? So mancher Arbeitgeber hat bestimmt schon mit dem Gedanken geliebäugelt, sie alle in einer Abteilung verschwinden zu lassen.
Wer sind sie nun, die Außenseiter, die mit Anne eine Brigade bilden?
Zunächst einmal Eva Rosière, die schräge, reiche Krimiautorin, dann der designierte Unglücksrabe José Torrez, der das Unglück magisch anziehen soll, aber selbst immer unbeschadet daraus hervorgeht oder Louis-Baptiste Lebreton, der schwule Witwer, der dem homophoben Klima zu Opfer gefallen ist. Dazu gesellen sich noch zwei IT-Spezialisten, die einiges von ihrem Wissen wieder vergessen haben sowie Orsini, der einst bei der verhassten Dienstaufsicht war.
Die Truppe kann, nachdem sie kaum Vorschriften beachten muss, ganz unkonventionell ermitteln. So wird dann schnell eine Kehrmaschine getunt und mit 90 Sachen auf Verfolgungsjagd gegangen (Ticket wegen Schnellfahrens inklusive).
Sie schummeln sich in die Ermittlung zum dritten Opfer, klauen dort Unterlagen und nehmen einen jungen Radfahrer fest.
Fazit:
Ich finde die Idee zu diesem Krimi originell und perfekt umgesetzt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.