Buchbesprechung/Rezension:

Michel Bergmann: Der Rabbi und der Kommissar - Du sollst nicht lügen

Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht lügen
verfasst am 16.09.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Über Attacken gegen Juden bis hin zu offenem Antisemitismus, über die Hybris allzu reicher und allzu mächtiger Männer.

Das jüdische Lokal „Shuk“ brennt nieder, einer der Küchenhelfer, ein Flüchtling aus Burkina Faso, kommt dabei ums Leben. Nachdem zuvor schon mehrmals Fensterscheiben eingeschlagen wurden und dabei ein bekannter Neonazi als Täter identifiziert wurde, scheint klar: Der Nazi hat wieder zugeschlagen, diesmal ist der Anschlag brutaler und gewissenloser. Auch die Besitzer, Frau und Herr Doran, haben keinen Zweifel.

Warum also ist Rabbi Silberbaum so skeptisch und glaubt nicht an diese These?

Es ist eine schon bekannte Szene: Rabbi Silberbaum macht sich daran, gemeinsam mit seinem Freund Hauptkommissar Berking, die Hintergründe des Anschlages zu ermitteln und sein Vorgesetzter, der Vorstand der jüdischen Gemeinde, droht, ihn als Rabbi zu entlassen, wenn er seine Gemeinde vernachlässigt. Aber Henry Silberbaum bringt natürlich, auch das ist aus den bisherigen Romanen bestens bekannt, alles unter einen Hut.

Auch diesmal scheint es, als ob der Rabbi die richtige Ahnung hatte. Denn der Nazi ist bald entlastet, dafür rückt ein international tätiges Unternehmen in den Blickpunkt, das auf allen Kontinenten Grundstücke und Immobilien zusammenkauft, um dann gewinnbringende Objekte zu errichten. Auch das niedergebrannte Lokal ist im Visier dieses Unternehmens. Wurde der Tote angeheuert, die Besitzer mit Gewalt dazu zu bringen zu verkaufen und kam dabei ums Leben? Als man in der Wohnung des Toten islamistische Flugblätter und jede Menge Bargeld findet, taucht ein weiterer Verdacht auf.

Worum ging es? Ein islamistischer Anschlag oder das Werk von Neonazis oder die Auftragsarbeit eines skrupellosen Konzerns. Als die Schwester des Toten aus Burkina Faso anreist, bringt ihr Bericht Lichts ins Dunkel. Doch damit sind der Brandschlag und der Mord noch nicht aufgeklärt. Der Rabbi reist nach Afrika und macht damit den Fall gewissermaßen interkontinental.

Zu wissen, dass dieser vierte Band der Reihe definitiv der letzte sein wird, ändert für mich auch die ganze Atmosphäre der Erzählung. Es scheint beinahe, als sollte dieser Fall noch abgeschlossen werden, denn die Handlung nimmt ein paar Abkürzungen, manches klärt sich ein wenig zu schnell auf, manches scheint sich ein wenig zu einfach aufzulösen.

Es ist eine Story, die leise und meistens unaufgeregt, nur manchmal mit Spannung unterlegt, noch einmal alle Charaktere auftreten lässt, die schon aus den vorangegangenen drei Romanen bekannt sind. Auch über das komplizierte Verhältnis zwischen dem Rabbi und seine Freundin Zoe ist wieder zu lesen – wir werden jedoch nicht mehr erfahren, ob die beiden jemals ein gemeinsames Leben führen.

Erst beim Lesen dieses Krimis habe ich erfahren, dass Autor Michel Bergmann im Juni 2025 im Alter von 80 Jahren verstorben ist. Das ist ein Verlust nicht nur für die Menschen, die ihn kannten, sondern auch für den Literaturbetrieb insgesamt; denn seine Arbeit geht weit über die „Rabbi Silberbaum-Krimis“ hinaus. 

So habe ich beim Lesen immer das sehr subjektive Gefühl, dass über allem eine Atmosphäre voller Wehmut schwebt, dass alles auf einen endgültigen Abschied ausgerichtet ist.

Ein Nachruf auf Michel Bergmann verfasst von seinem Sohn, schließt das Buch und damit die Reihe ab.




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