Buchbesprechung/Rezension:

Martin Prinz: Der Räuber

Der Räuber
verfasst am 12.09.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Dieser erste von Martin Prinz veröffentlichte Roman aus dem Jahr 2002 ist eine dramatisierte Biografie des Bankräubers und Mörders Johann Kastenberger.

Der Name ist geändert, hier heißt er Rettenberger, doch ansonsten entspricht das Geschehen in großen Zügen dem, was im November 1988 geschah und was die Ermittlungen der Polizei über die Verbrechen Kastenbergers im Zeitraum 1976 bis 1988 ans Licht brachten. 

Es beginnt mit der Flucht „des Räubers“ – „Der Räuber“, so wird Rettenberger meistens im Buch genannt – aus dem Vernehmungszimmer der Polizei. Rettenberger, ein durchtrainierter Läufer, flüchtet zu Fuß quer durch Wien, dann weiter in den Süden in die Gegend von Mödling: an die 50 Kilometer sollen es gewesen sein, die er an diesem Tag lief. Nachdem er in ein leerstehendes Haus eingebrochen war und dort die Nacht verbracht hatte, wird er am nächsten Morgen erkannt, kann aber erneut flüchten.

Nur noch wenige Tage wird er der Polizei entkommen können, bis er, bereits durch eine Polizeikugel verletzt, Selbstmord begeht. Das Ende einer in gewisser Weise hollywoodreifen Flucht (das Buch wurde im Jahr 2009 verfilmt, mit Andreas Lust in der Rolle des Rettenberger).

Die reinen Fakten kann man sehr detailliert in diversen Reportagen oder auf der oben verlinkten Wikipedia-Seite nachlesen.

Was Martin Prinz dem hinzufügt, das ist die fiktive Gedankenwelt eines Mannes auf der Flucht. Wie es sein mag, sich verbergen zu müssen, nur nichts zu unternehmen, was irgendjemanden eigenartig vorkommen könnte. Wie der Freiheitsdrang den Mann immer weiter treibt, wie er irgendwann schon gar nicht mehr aufhören kann zu laufen, bis er endlich ein Versteck gefunden hat, das ihm sicher erscheint.

Dazwischen Flashbacks mit den Bildern seiner Verbrechen, der eine Mord, den man ihm definitiv zuschrieb, die Überfälle, bei denen er, versteckt hinter einer Ronald Reagan-Maske und bewaffnet mit einer Pumpgun, in kurzer Zeit enorme Beträge erbeutete – Bei seiner Verhaftung fand man den Gegenwert von fast 1 Million Euro(!).

Die Stunden der Flucht sind aus der Perspektive des Flüchtenden beschrieben, womit man einen Einblick in die Ängste des Mannes erhält, der um jeden Preis entkommen will, aber doch damit rechnet, wieder gefasst zu werden. Fiktiv alles zwar, aber dennoch: so können es gewesen sein. Aber vielleicht doch ganz anders, denn der Räuber konnte davon nicht mehr berichten, man konnte ihn nicht befragen, denn am Ende war er tot.

Die Beschreibung der Wege des Räubers ist so detailreich, dass sich die Vermutung aufdrängt, Martin Prinz wäre für seinen Roman das alles selbst abgegangen (bzw. abgefahren).

Mitgefühl für den Verfolgten kommt nicht auf, denn welche Verbrechen er begangen hat, daran erinnert Martin Prinz in den vielen eingeschobenen Rückblenden immer wieder. Aber eine Ahnung davon, was in einem, der mit dem Rücken zur Wand steht, vorgehen kann, habe ich bekommen. 

Die gesamte Dramaturgie dieses kurzen Romanes ist perfekt abgestimmt, die Atemlosigkeit der Flucht überträgt sich beim Lesen, das, wie die Flucht selbst, zu einer rasanten Tour wird. 

PS: Eine wirklich sehr gute Entscheidung des Jung und Jung-Verlages, diesen Roman neu aufzulegen. 




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