Manfred Baumann: Salzburgwut
Meranas zwölfter Fall

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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In Bezug auf den Textumfang ist dieser Roman weitaus mehr ein Fremdenführer zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg als ein Kriminalroman.
„Salzburgwut“ lässt sich also auch ganz wunderbar als Guide verwenden und erzählt viele Details über dieses und jenes, das man in der Stadt entdecken kann; insbesondere natürlich an den Orten, an denen die Handlung dieses Romanes spielt.
Womit die Verbindung von Stadtführer zu Krimi hergestellt ist:
Ein sehr junger Franziskanerbruder wird im Sebastiansfriedhof ermordet aufgefunden. Aus der Kirche St. Sebastian werden zur selben Zeit mehrere Gegenstände gestohlen, was auf eine Verbindung zwischen beiden Taten hinweist. Ein nicht alltäglicher Fall mit einem Mord auf einem Friedhof und einem Ordensbruder als Mordopfer. Kommissar Meraner benötigt Geduld und Inspiration, um sich überhaupt einmal einen Überblick über die Welt der christlichen Orden und über den Lebensweg des Mordopfers machen zu können.
Bald ergeben sich zwei mögliche Spuren. Die eine führt zu einem gut bekannten Dieb von Kirchengütern, die andere zur Zentrale einer Partei mit dem Namen HPÖ (man muss nicht lange raten, wer damit gemeint ist) in Salzburg. Was aber hatte ein Franziskaner mit den Rechtspopulisten zu tun; sollte es da nicht unüberbrückbare Gegensätze in Bezug auf den Umgang mit Menschen geben? Oder wurde Bruder Elias ganz unpolitisch Zeuge eines Diebstahls und musste deshalb sterben?
So sehr ich auf einer Linie mit dem Autor bin, was die Machenschaften und antidemokratischen Ziele der Rechtspopulisten betrifft: seine Beschreibungen über die Aktionen der hier HPÖ (Heimat Partei Österreichs) genannten Partei gleiten für meinen Geschmack leider zu oft in klischeehaftes ab.
Unvermittelt taucht beispielsweise der Name „Höckl“ auf – das liest sich wie eine Melange aus Haider, VoKaKickl und Bernd Höcke (oder wie immer der heißt). Dieser Höckl ist der Chef (um nicht zu sagen „Der Führer“) der HPÖ in Salzburg, spielt aber in der Handlung keine Rolle.
Lange Zeit schlängelt sich die Krimihandlung zwischen sehr vielen Informationen über Salzburg, den Franziskanerorden, Meraner und seine persönlichen Verhältnisse umher. So richtig in Fahrt kommt sie nicht, auch die Ermittlungsarbeit der Polizei ist in Zeiten von CSI und modernst ausgestatteten Spurensicherungs-Abteilungen nicht ganz zeitgemäß. Als ein Foto erst mühsam eingescannt und dann per E-Mail an die Polizei geschickt wurde, überfiel mich akutes 1990er-Jahre-Feeling.
Eine recht unterhaltsame Geschichte, bei der man über ganze Kapitel hinweg beinahe vergessen könnte, dass man einen Krimi liest. Auf den letzten 20, 30 Seiten taucht dann ein Hinweis auf (seltsam, dass das erst so spät geschieht), der, wie der sprichwörtliche Geist aus der Flasche, schnurstracks zur Lösung führt.
Insgesamt ein Lesestoff, der mich jedoch nicht wirklich mitreißen konnte. Den Grund habe ich oben schon geschildert: Man liest einfach zu viel über alles Mögliche, der reine Krimiteil nimmt geschätzt nicht mehr als 50 der etwas mehr als 200 Seiten ein.
Bleiben am Ende für mich als die eigentlichen Highlights von „Salzburgwut“ die interessanten Informationen, die über Orte in Salzburg nachzulesen sind. Das ist ja auch etwas wert!