Buchbesprechung/Rezension:

Leo N. Tolstoi: Der Tod des Iwan Iljitsch

Der Tod des Iwan Iljitsch
verfasst am 12.07.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Tolstoi erzählt in dieser Novelle die Geschichte des Richters Iwan Iljitsch Golowin – eines leidlich erfolgreichen, pflichtbewussten und gesellschaftlich angepassten Mannes, dessen Leben viele Jahre lang so verläuft, wie man es sich von einem Mann im Russland des späten 19. Jahrhunderts erwarten kann.

Er erreicht, jedenfalls in bescheidenen Ausmaß, immer bedeutendere Positionen, heiratet, bekommt Kinder. Rückschläge, ja die gibt es. Einige seiner Kinder sterben, das Verhältnis mit seiner Frau wandelt sich und dann wird Iwan Iljitsch krank.  Gerade zu dem Zeitpunkt, als er sicher ist, dass sich durch eine neue Position alles wunderbar zum Besseren ändern wird, erkrankt Iwan Iljitsch.

Was zunächst wie eine harmlose Verletzung aussieht, entwickelt sich rasch zu einer unheilbaren Krankheit. Und mit dem körperlichen Verfall beginnt eine existenzielle Krise, die den Protagonisten zutiefst erschüttert. Unzählige Arztkonsultationen führen zu neuen Fragen, aber keinen Lösungen. Iwan Iljitsch schwankt zwischen der Hoffnung auf Heilung und Angst vor dem nahen Ende seines Lebens. Niemand kann klären, woran er wirklich erkrankt ist, immer mehr beschränken sich die Ärzte darauf, nur mehr seine Schmerzen zu lindern

Dabei ist Iwan Iljitsch selbst nach damaligen Maßstäben noch ein recht junger Mann, mit seinen 45 Jahren sollte er noch viele Lebensjahre vor sich haben

Nun begleitet man ihn in seinen letzten Wochen, Tagen, Stunden. Sein Schmerz, seine Verzweiflung, seine Wut, seine Angst, wie sich sein Blick auf das Leben, sein Leben wandelt. In seinen letzten Stunden meint Iwan Iljitsch zu begreifen, dass sein ganzes Leben ein Trugbild war – eine Fassade, die er mühsam aufrechterhielt, ohne jemals wirklich gelebt zu haben. Diese Erkenntnis ist so schmerzhaft wie befreiend. Doch dann wieder, noch näher an seinem Tod, wandelt sich sein Blick noch einmal und alles erscheint ihm positiver. 

Tolstois Sprache ist klar und nüchtern, was diese kurze Erzählung umso emotionaler macht.

In diesem Stil gewährt Tolstoi einen tiefen Einblick in das, was ein Mensch denken und fühlen wird, der sein Leben noch lange nicht aufgeben möchte, der endlich das erreichen möchte, was er seit seinen frühen Jahren anstrebte und dann doch akzeptieren muss, dass er nichts davon noch erreichen kann.

Die Novelle ist nunmehr schon rund 130 Jahre alt, wirkt aber, abgesehen von den darin beschriebenen typischen gesellschaftlichen Usancen jener Zeit, zeitlos und modern. Dabei lassen sich die Gedankengänge des Sterbenden ebenso nachvollziehen wie die Reaktionen und der Umgang seiner Familie und seines Umfeldes auf den sich abzeichnenden Tod. 




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