Martin Walker: Déjà-vu
Der siebzehnte Fall für Bruno, Chef de police

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Buchbesprechung verfasst von: Harald
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Ein literarischer Blick in die Vergangenheit: Martin Walkers neuer Bruno-Krimi
Die Lektüre eines neuen Romans von Martin Walker ist für mich jedes Mal ein kleines Highlight. Seine Bruno‑Krimis sind weit mehr als bloße Kriminalgeschichten – sie sind liebevolle Porträts einer Region, Momentaufnahmen französischer Lebensart und zugleich kluge Reflexionen über Geschichte und Gesellschaft.
Walker entführt uns wieder ins malerische Périgord, eine Gegend im Südwesten Frankreichs. Diesmal geht es um mehr als einen aktuellen Kriminalfall – es geht um ein düsteres Kapitel des 20. Jahrhunderts, das bis in die Gegenwart nachhallt.
Die Geschichte beginnt mit einem Fund, der Unruhe stiftet: In einem alten Steingrab werden die Leichen eines Mannes und zweier Frauen entdeckt – Opfer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Was zunächst wie ein längst vergessener Mordfall erscheint, entwickelt sich rasch zu einer vielschichtigen Spurensuche zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Walker gelingt es auf beeindruckende Weise, die dramatischen Geschehnisse rund um die deutsche Besatzung Frankreichs lebendig werden zu lassen. Im Mittelpunkt steht die Flucht einer jüdischen Familie aus dem nationalsozialistischen Deutschland ins Périgord – eine vermeintlich sichere Zuflucht, die sich jedoch bald als trügerisch erweist. Letztendlich müssen sie weiter in die USA fliehen. Ihre Geschichten webt Walker sensibel in die Handlung ein.
Was mich an diesem Roman besonders beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie er Historisches mit einer packenden Erzählung verbindet. Der eigentliche Kriminalfall rückt dabei fast in den Hintergrund – zugunsten einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit Erinnerung, Verantwortung und dem menschlichen Bedürfnis nach Wahrheit.
Natürlich fehlt auch in diesem Band nicht das, was die Bruno‑Reihe so charmant macht: regionale Kulinarik, Dorfleben, persönliche Beziehungen und die Beschreibung der Landschaft. Gerade der Kontrast zwischen idyllischer Umgebung und den Schatten der Vergangenheit macht diesen Roman so besonders.
Mein Fazit:
Martin Walkers neuer Roman ist weniger Krimi als eindrucksvolles Geschichtswerk. Ein Buch, das informiert, bewegt und zum Nachdenken anregt – und das ich jedem uneingeschränkt empfehlen kann, der sich für Geschichte, Frankreich oder einfach gute Literatur interessiert.