Buchbesprechung/Rezension:

CJ Wray: Das Geheimnis von Paris
Ein Fall für eine Lady

Das Geheimnis von Paris
verfasst am 11.06.2025 | einen Kommentar hinterlassen

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Dieser Roman ist eine turbulente Geschichte von zwei, im Jahr 2022 nun 97 und 99 Jahre alten, Schwestern, die wie zahlreiche andere Menschen durch den Zweiten Weltkrieg aus ihrem bisherigen Leben hinauskatapultiert worden sind. Die beiden Ladies haben Zeit ihres langen Lebens wenig auf Konventionen gegeben. Sie haben Fliegenfischen, Reifen und Identitäten wechseln sowie Fallschirmspringen und ähnliches in ihrer paramilitärischen Ausbildung gelernt. Jetzt im hohen Alter setzen sie einige ihrer erlernten Fähigkeiten ein, um sich die Langeweile zu vertreiben. So unterhalten sie sich bei langen Reden durch das Übermitteln von Nachrichten im Morsealphabet. So manch einer hält das Zucken der Finger für einen Tick. Doch genau diese Fähigkeit kommt ihnen und jenen anderen Personen zugute, die sich plötzlich einer Gruppe bewaffneter Räuber und Geiselnehmer gegenüber sehen.

Doch von Beginn an:

Die beiden exzentrischen und betagten Schwestern Penny und Josephine Williamson, die in Großbritannien beinahe jeder kennt, gehören zu den letzten Weltkriegsveteraninnen des Britischen Königreichs. Josephine hat als eine der WRENS (Womens Royal Navy Service) gedient und Penny als FANY (First Aid Nursing Yeomanry). Bei fast jeder Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur sind sie unübersehbar, wie ihre Intimfeindin Divina Mackenzie, die ihre Verwandtschaft mit einem Marineadmiral immer heraushängen lässt, in der ersten Reihe anzutreffen. Der VE Day von 2022 in der Royal Albert Hall verläuft wider Erwarten problemlos, nur die Getränke lassen, wie die Schwestern schnippisch bemerken, zu wünschen übrig.

„Die Schwestern liebten ihren Wermut. Und Gin. Sie mixten Martinis stärker als Molotow-Cocktails.“

Als die beiden Schwestern dann für die Legion d’Honneur vorgeschlagen werden und nach Paris reisen sollen, begleitet Archie Williamson, Großneffe und Galerist, seine Großtanten. Für Penny und Josephine beginnt eine Reise in die Vergangenheit in die Stadt der Liebe, mit der sie noch ein Hühnchen zu rupfen haben.

Die Reise entpuppt sich für Penny, Josephine und Archie als turbulentes Abenteuer, in dem es nicht nur um Orden, und Auszeichnungen geht, sondern um Geheimnisse zwischen den Schwestern, die sie über Jahrzehnte voreinander verborgen gehalten haben.

In zahlreichen Rückblicken in die zunächst unbeschwerte Kindheit und Jugend sowie zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und den damit verbundenen Diensten der Schwestern, lernen wir die beiden besser kennen. Wir entdecken, dass sie maßgeblich am Gelingen so mancher heiklen Mission beteiligt waren und erfahren, was den Schwestern nach dem Krieg, der sie getrennt hat, so alles widerfährt. Während Josephine einen ehemaligen U-Boot-Fahrer und späteren Diplomaten geheiratet hat, dürfen wir Penny dabei über die Schulter schauen, wie sie für die Umverteilung von Vermögen sorgt.

Meine Meinung:

Mir hat dieser historische Roman außerordentlich gut gefallen. Er ist eine Hommage an alle jene Frauen, die wie Penny und Josephine ihren Dienst bei diversen Einheiten der britischen Armee, Navy und Luftwaffe versehen und dabei nicht selten ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben. Der Roman ist aber auch eine fiktive Geschichte à la Arsène Lupin, den Meisterdieb, der seine Leserschaft vor allem gut unterhalten möchte. Dass das ausgezeichnet gelungen ist, ist der Darstellung der beiden Schwestern Williamson sowie Davina Mackenzie (101 Jahre alt) oder der ähnlich betagten, aber streitlustigen Schwester Eugenia, die Penny und Josephine nur Prinz Eugen (wie das versenktes Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine) nennen, zu verdanken.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt mich beim Lesen mehrmals schmunzeln. Die Charaktere sind liebevoll herausgearbeitet und haben so ihre Ecken und Kanten. Ich kann mir Penny und Josephine so richtig gut vorstellen, wenn sie mit ihren zu kurzen Beinen hadern und über die laschen Cocktails meckern.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der zahlreiche Elemente eines Krimis enthält und mich bestens unterhalten hat, 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.




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