Buchbesprechung/Rezension:

Lorenz Langenegger: Was man jetzt noch tun kann

Was man jetzt noch tun kann
verfasst am 25.09.2022 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Langenegger, Lorenz
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Manuel Keller lebt in diesem Tagen genau zwischen zwei Abschnitten seines Lebens. Auch wenn wir alle an jedem Tag an der Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft leben, so ist es für Manuel gegenwärtig anders, einschneidender.

Der plötzliche Tod seines Vaters Helmut ist der Auslöser dafür, dass er sich an Zurückliegendes erinnert. An seine Mutter, die schon lange tot ist, an seine Schule, an das Klavierspielen, an Daniela, die Freundin für eine Woche, an den Besuch des Freundes seiner Eltern, von dem er damals annahm, er wäre ein berühmter Filmkomponist in Hollywood. Ob der Mann noch lebt? Neunzig Jahre muss er jetzt alt sein, wenn nicht älter und sein Klavier steht noch immer im jetzt verlassenen Haus des Vaters

Was nun zu erledigen ist, darum kümmert sich Manuel, denn sein jüngerer Bruder Matthias ist zu sehr in seinem eigenen Beruf engagiert, während Manuel seit Jahren ohne wirkliches Engagement an seinen Lebensplänen arbeitet. Was soll mit Vaters Haus geschehen, was mit der Schlüsselfirma, die Vater selbst gründete und aufbaute –  vieles ist zu klären und zu entscheiden und auch daran ist Matthias nicht interessiert, sondern überlässt alles seinem älteren Bruder.

Manuels Schwanken und Entschlusslosigkeit haben sein Leben bis zu diesem Punkt bestimmt und nun soll er Entscheidungen treffen, noch dazu solche, die ihn womöglich langfristig binden könnten und die auch Folgen für andere Menschen haben würden.

Feinsinnig beschreibt Lorenz Langenegger Manuels Gedanken, wie der sich von einem Schritt zu nächsten förmlich vorarbeiten muss, wie seine Gedanken aber immer allzu leicht abschweifen. Bei alledem beginnt man Manuel zu verstehen und fühlt mit ihm, wenn er Entscheidungen zu treffen hat, die nicht aufschiebbar sind, versteht vielleicht sogar, wie schwer es fallen kann, so gänzlich gegen die eigenen Gewohnheiten und gegen die eigene Trägheit zu agieren. Dabei zeigt sich auch, wie die eigene Unfähigkeit, sich auf etwas festzulegen, zugleich auch auf andere einwirkt.

Da ist er also: Manuel, der keine Ahnung hat, wie ein Unternehmen zu führen ist, Sonja hat ihn vor die Türe gesetzt und die – nun seine –  Firma hat wenig Zukunftspotential, sie wirft für seinen Eigentümer kaum ein nennenswertes Einkommen ab, sondern steht im Gegenteil kurz vor der Pleite. Er pendelt hin und her zwischen den Gedanken (wahlweise Angst oder Vorfreude) an einen Aufbruch in eine neue Lebensphase und dem Beharrungsvermögen seiner Lethargie, die ihn davon abhält, tatsächlich damit zu starten.  Denn während die, mit denen er früher zu tun hatte, schon längst ihren Weg gefunden haben, steht Manuel noch immer und immer wieder am Anfang.

Er hat jetzt keine andere Option, als das Haus zu verkaufen und die Firma zu schließen. Was Manuel dafür erhält, reicht kaum, um die Schulden zu tilgen. Der einzige Wert, der ihm bleibt, nachdem alles abgewickelt ist, sind drei Tonnen Rohschlüssel, aber keinen Platz, wo er die Kisten unterbringen kann.

Es ist alles in allem eine Geschichte ohne besondere Höhen und Tiefen, wie es eben dem Charakter seines Hauptdarstellers entspricht. Und doch: bestens geeignet, um seinen Leserschaft für einige Zeit aus der Gegenwart zu entführen.

Ein Roman für entschleunigtes Lesen in ruhigen Stunden.




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