Buchbesprechung/Rezension:

Joseph Conrad: Der Geheimagent

Der Geheimagent
verfasst am 25.11.2019 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Conrad, Joseph
Genre:
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Joseph Conrad ist ein Meister der literarischen Aus- und Abschweifung. Jedenfalls in diesem Roman kann kein Ereignis, keine Begegnung, keine Person, kaum ein Gegenstand eine Rolle spielen, ohne zuvor, während dessen oder im nachhinein, dann auch oft seitenweise, beschrieben zu werden.

Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung, die aus dem Jahr 1926 stammt und für diese Ausgabe – leider nur – “behutsam überarbeitet” wurde – ich finde den Roman verstaubt. Conrad schreibt im typischen Reportagestil, den man Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts in den Zeitungen fand. Wohl auch um das Fehlen von Bildern zu kaschieren, wurde in blumiger Sprache und übertrieben berichtet, um ja nur dem Publikum spannendes vorzusetzen. Wer schon alte Zeitungsartikel aus jener Zeit gelesen hat, wird verstehen, was ich meine.

Conrad also, im Wunsch (wie ich annehme), die Personen möglichst detailreich zu charakterisieren und somit seiner Leserschaft den umfassenden Hintergrund des Geschehens zu schildern, lässt seine Erzählweise ausufern.

Ich hatte an einem Punkt 180 Seiten gelesen und die Handlung hatte sich gefühlt nur 5 Seiten weiter bewegt.

Dabei ist ein zentrales Thema des Romanes heute genauso aktuell wie im Jahr 1907, als er erschien: Anarchie (heute nennen wir das Terrorismus), die sich unter dem Deckmantel irgendwelcher glorreicher Ziele und Ideen versteckt. Und doch nur den Irrsinn einiger weniger Verbrecher zeigt.

Für eine weiterführende Beschreibung des Inhaltes gibt es hier eine Quelle.

Joseph Conrad mag als einer der wichtigen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts gelten. Seinem Roman “Der Geheimagent” merkt man allerdings an, dass der vor mehr als 100 Jahren geschrieben wurde; er ist nicht zeitlos, sondern ein Dokument der sprachlichen Formen jener Zeit.

Ein zentrales Kriterium für große und nachhaltige Literatur ist für mich jedoch deren Zeitlosigkeit.
Für Joseph Conrads Roman trifft dies meiner Ansicht nach nicht zu.




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