Marlen Haushofer: Die Wand
Autorin/Autor: Haushofer, Marlen
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Sirod
Selten habe ich ein Buch mit soviel Begeisterung gelesen.
„Wenn mich jemand nach dem zehn wichtigsten Büchern in meinem Leben fragen würde, dann gehörte ‚Die Wand‘ auf jeden Fall dazu“ – Zitat von Elke Heidenreich, dem ich mich total anschließe.
Ich denke mir, es sollte ein gemütlicher Ausflug zu einer Jagdhütte werden , zu dem eine Frau mit ihrer Kusine und deren Mann aufbricht. Von den beiden alleine gelassen, wacht die Frau am nächsten Morgen auf und findet sich eingeschlossen von einer durchsichtigen Wand, die nicht zu überwinden ist. Außerhalb dieser Wand gibt es kein Leben, alles Lebendige ist zu Stein erstarrt.
Nach und nach richtet sich die Frau in der Jagdhütte auf ihr einsames Leben ein, das angereichert wird von Haustieren, wie einer Katze und einer trächtigen Kuh, die in ihr Leben treten. Der Hund des Jagdhütten- Besitzers war bei ihr zurückgeblieben, ebenso dessen schwarzer Mercedes.
Die Frau, ein Stadtmensch, richtet sich langsam auf das Leben in der Einsamkeit ein, und zwischen ihr und den Tieren entwickelt sich eine innige Freundschaft. Hund Luchs begleitet sie auf ihren Streifzügen in der Umgebung, dabei stösst sie immer wieder an die Wand. Ihre Katze und die Kuh erweitern die kleine „Familie“ mit einem kleinen Kätzchen und einem Stierkalb.
Mit der Zeit lernt die Frau mit ihrer Umgebung zu leben und sie für sich und ihre Tiere zu nutzen. Sie entwickelt sich zur Holzarbeiterin, zur Jägerin, zur Gärtnerin.
Die Erzählkunst von Marlen Haushofer ist im Grunde genommen klassisch einfach. Gerade das ist das Faszinierende and dem Buch, das man wohl eher als Bericht, als Tagebuch ansehen kann. Ihre berührenden Schilderungen zu Ihrem Umgang mit den Tieren, ihre absolut nicht sensationsheischenden Berichte zu den tragischen Ereignissen, die teilweise zum Tod einiger ihrer Tiere führen, ihre in Worte gefasste Hilflosigkeit, das alles ist absolut lesenswert.
Marlen Haushofer ist eine jener großen ErzählerInnen, deren Werke leider erst nach ihrem Tod Erfolg hatten/haben.