Buchbesprechung/Rezension:

Ian McEwan: Am Strand

verfasst am 17.04.2010 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: McEwan, Ian
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Das frisch verheiratete Ehepaar Edward und Florence heiraten im Jahr 1962 und verbringen ihre Flitterwochen am Strand von Checil Beach. Beide sind unterschiedlich erzogen, haben verschiedene Vergangenheiten, sind eigentlich ganz unterschiedlicher familiärer Herkunft. Die Hochzeitsnacht steht bevor, und das ist das Schlimmste für Florence. Es ekelt ihr nicht von Edward als Person, aber vor dem bevorstehenden Zungenkuss und dem ehelichen Beischlaf. Der körperliche Widerwillen der jungen Frau stellt insgesamt die Beziehung zu Edward gewaltig auf eine harte Probe.

Neben Anziehung und Begierde herrscht auch große Angst. Eine Ambivalenz zwischen Liebe und körperlicher Abscheu. Edward möchte alles richtig machen, das quält ihn, fordert ihm extreme Unsicherheit ab, immerhin ist es das „Erste Mal“. Somit plagen ihn auch Versagensängste. Dazu kommt, dass in den 1960igern die Ehe noch sehr starren Konventionen unterlag.

Florence wiederum wäre am liebsten, was Platon schon als wichtig erachtete: Liebe ohne sexuelle Begierde, aber dem Partner/der Partnerin ergeben sein.

Die Nacht beginnt mit einem mehrgängigen Hochzeitsmenü. Beide bekommen kaum einen Bissen runter. Sie versuchen die drückende Stimmung mit verbalen Belanglosigkeiten aufzulockern. Dazwischen herrscht Schweigen. In diesen Schweigephasen erinnern sich beide an ihre Kindheit, Jugend, ihre familiäre Herkunft. Auch wie sie sich kennen gelernt haben, Anfang der 1960er, bei dem von der britischen Protestbewegung gegen Atomrüstung ausgehenden Aldermastonmarsch.

Schlussendlich geht in der Hochzeitsnacht alles schief. Florence und Edward trennen sich. Die Trennung erweist sich für Edwards weiteren Lebenslauf als tragische Fortsetzung seiner Geschichte. Am Ende des Buches, Edward ist mittlerweile Mitte sechzig, blickt er zurück und denkt, wie anders sein Leben gemeinsam mit Florence verlaufen wäre, hätte er sich am Strand anders verhalten.

„ So kann sich der Lauf eines Lebens ändern – durch Nichtstun“. Aber Nichts-Tun ist nicht Nichts-Tun. Es gibt kein Nicht-Handeln.

Ein toller Roman, eine traurige Liebesgeschichte, eine schöne Kombination zwischen persönlichen Lebensgeschichten und britischer Zeitgeschichte.




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