Jana Stieler: Brackwasser
Stille Wasser sind tief. Und manche sogar tödlich

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Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Svea, die Hauptfigur des Buches, kehrt in ihren Heimatort an die Schlei zurück. Dabei handelt es sich um ein fiktives Dorf, das die Autorin jedoch an einen realen Ort angelehnt hat. Nach dem unnatürlichen Tod ihres Onkels Sören erbt sie dessen weißes Fachwerkhaus am Waldrand sowie das dazugehörige Waldgrundstück. Dank ihres Studiums der Forstwirtschaft in Dresden ist es für sie ein Leichtes, das Anwesen zu bewirtschaften. Die Ruhe tut ihr gut, zumal sie seit Jahren an chronischem Tinnitus leidet.
„Nachdem meine Mutter gegangen ist, fühle ich mich ausgehöhlt von ihrer vollkommenen Freudlosigkeit. Nur in einem Punkt hatte sie recht: Das Haus sieht wirklich aus wie ein Saustall. Bis zu diesem Moment ist es mir nicht einmal aufgefallen. Das viele Reisen zu entlegenen Orten hat mich resistent gegen kleinere Zumutungen gemacht. Zudem sind die Krümel und der Staub zum Teil immer noch seine Krümel und sein Staub, Spuren seines Lebens.“
Drei Wochen nach ihrer Ankunft findet ein Hund einen menschlichen Knochen: ein Schienbein, das einst ihrer besten Kindheitsfreundin Julia gehörte. Julia verschwand vor 27 Jahren. Beide Mädchen waren damals 16 Jahre alt. Später wird auch der Rest der Leiche gefunden. Obwohl man damals glaubte, den Täter bereits gefunden zu haben, stellen sich Svea nach dem Fund der Knochen viele neue Fragen.
Neben der Beschäftigung mit dem Mordfall, versucht sie, ihre jüngste Schwester Fenja aus einer toxischen Ehe mit Erik zu befreien.
Die Handlung des Thrillers ist unvorhersehbar, somit war der Ausgang der Geschichte für mich absolut überraschend.
Mein Fazit:
Der Thriller lebt von einer dichten, ruhigen Spannung. Der Schreibstil ist düster und trocken. Ein wenig mag sich darin der etwas raue norddeutsche Charme widerspiegeln. Die Story ist wirklich ausgefuchst. Den wahren Täter hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm.
Die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Dorfbewohner erzählt, unter anderem auch von Tonge, dem kleinen Neffen von Svea. Dadurch werden auch die Geschichten der im Dorf lebenden Familien in die Handlung miteinbezogen.
Svea selbst war mir als Figur nicht besonders sympathisch. Positiv fand ich jedoch, dass sie sich im Laufe der Handlung von einer distanzierten, eher desinteressierten Person zu einer engagierten Frau entwickelt. Auch die Nebenfiguren wirken realistisch und gut ausgearbeitet.
Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig. Mehr als einmal verursachte der Thriller Gänsehaut bei mir. Szenen, in denen Tiere getötet werden, fand ich nur schwer erträglich. Der Thriller wirkt sehr realistisch und offenbart tiefe Abgründe der menschlichen Natur.
Insgesamt handelt es sich um einen ruhigen, atmosphärischen Krimi mit psychologischer Tiefe. Besonders geeignet ist er für Leserinnen und Leser, die eine sich langsam aufbauende Spannung und komplexe Figuren schätzen.