Artem Kouida: Meine kasachische Hochzeit

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Buchbesprechung verfasst von: Britta
Artem Kouida beginnt seine Erzählung mit einem Vorwort. Nach der Vermählung mit einer kasachischen Frau und einer standesamtlichen Trauung in Deutschland reist er nach Kasachstan, wo er sich seiner neuen Familie stellen muss.
Sein Schwiegervater hat klare Vorstellungen davon, wie der Ehemann seiner Tochter zu sein hat:
„Er sollte ein Kasache sein und natürlich kasachisch sprechen können. Darüber hinaus sollte er in Kasachstan leben und die Traditionen kennen und ehren. Ich passte aber irgendwie in keine dieser Vorstellungen. Ich war ein Europäer, sprach kein Wort kasachisch und hatte keinen blassen Schimmer von den dortigen Traditionen.“
In Tagebuchform schildert er detailliert seinen Kulturschock: von kaputten Taxis und dem Chaos um die zahlreichen Gastgeschenke und Bestellungen bis hin zu strengen Sitzordnungen und einem Familientreffen, bei dem er als „richtiger Kasache“ auftreten soll.
Die kasachische Hochzeit erstreckt sich über mehrere Tage und ist durchzogen von alten Ritualen. Kouida erlebt unvergessliche Momente in einer fremden Kultur, darunter große Gastfreundschaft und das Probieren ungewöhnlicher Speisen wie fettes Pferdefleisch oder, wie ihm zuvor bereits angedroht wurde, Hammelkopf mit Hirnsuppe.
Am Ende schildert er gegenseitige Familienbesuche in Deutschland und Kasachstan.
Mein Fazit:
Eine humorvolle, herzliche und zugleich lehrreiche Erzählung über interkulturelle Liebe, ein liebevoller Einblick in kasachische Hochzeitstraditionen und die universelle Kraft von Familie und Gastfreundschaft.
„Diesmal war es der jüngere Bruder meiner Schwiegermutter, der Onkel Dschumataj, der mich persönlich kennenlernen wollte. Noch an der Eingangstür hörte ich seine Worte: ‚Wo ist denn mein neuer Verwandter?‘ Ich ließ mich blicken, und er umarmte mich. Einige Minuten vergingen, dann überreichte er meiner Schwiegermutter einige Geldscheine. Anscheinend schuldete er ihr etwas, dachte ich mir. Meinem Blick folgend, erklärte er mir, dass das Geld wegen mir war. Kaufte er mich jetzt? – kam mir ein plötzlicher Geistesblitz.“
Der Autor bedient sich eines humorvollen, persönlichen Tagebuch-Tones – mal amüsiert, mal überfordert, aber immer respektvoll gegenüber seiner neuen Familie. Der Fokus liegt auf kleinen Fettnäpfchen, interkultureller Verständigung und dem Mut, sich auf fremde Traditionen einzulassen.
Die Illustrationen und wenigen Fotos zu manchen Kapiteln haben mir sehr gut gefallen, davon hätte es gerne mehr geben dürfen. Besonders charmant fand ich den Anhang mit traditionellen Rezepten seiner Schwiegermutter, die Kouida ins Deutsche übersetzt hat – eine schöne Geste, die eine kulturelle Brücke schlägt.
Was mich persönlich nicht immer angesprochen hat, war der Humor des Autors, und stellenweise hätte ich mir noch tiefere Einblicke in die fremde Kultur gewünscht.