Henrik Siebold: Inspektor Takeda und der tödliche Ruhm
Inspektor Takeda ermittelt Band 8

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Starköche, Fernsehköche, Küchenschlachten … an Koch- und Restaurant-Sendungen kommt man in den 2020er-Jahren kaum vorbei. Einer der durch gleich mehrere Sendungen in diesem Genre berühmt wurde, ist Tom Trautmann: Koch, Unternehmer, Restaurantbesitzer, „Influencer“.*)
Allerdings nützt ihm seine Bekanntheit gar nichts, denn er ist tot. Wie der Gerichtsmediziner bemerkt, war das kein schöner Tod, ganz im Gegenteil, sehr grausam und qualvoll muss es gewesen sein.
Dass Claudia Harms und Ken Takeda diesen Fall übernehmen ist Zufall, sie sind eben an der Reihe. Noch mehr Zufall ist, dass Trautmann ein angesagtes Sushilokal betrieb, in dem, so die Annahme, Hiroyuki Endõ, der bekannteste Sushimeister Japans, unter falschem Namen arbeitet. Takedas Exfrau hatte ihn gebeten, Endõ für dessen verzweifelte Ehefrau zu suchen. Ein Telefonanruf Endõs, das erste Lebenszeichen seit Jahren, deutet darauf hin, dass Endõ in Hamburg untergetaucht war. Warum aber war er damals überhaupt verschwunden und warum war er nun wieder auf der Flucht?
Inspektor Ken Takeda ermittelt in diesem achten Fall also auch im Kreis seiner eigenen Landsleute, die sich in Hamburg niedergelassen haben. Ein wirkliches Plus, denn sich genau mit den japanischen Gepflogenheiten ist für Außenstehende wirklich nicht einfach. Doch auch wenn das Mordopfer und der Verschwundene mit dem Sushi-Restaurant eine gemeinsame Basis haben: wie können diese beiden Fälle zusammenhängen, es kann doch nichts ein, dass das alles wegen kleiner Happen von rohem Fisch (auch wenn es noch so gut schmecken kann) geschieht. Es dauert nicht lange, dann zeigen sich einige weitere mögliche Motive, darunter Eifersucht (wegen der unstillbaren Sexsucht des Opfers), eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu, nachdem mehr Kokain gefunden wurde, als ein einzelner jemals konsumieren könnte … oder doch etwas ganz anderes?
Henrik Siebold nützt das Szenario dieses Romanes auch, um etwas zum gelegentlich aufkommenden Thema von „kultureller Aneignung“ loszuwerden. Also das, worüber sich manche, nach deren Eigeneinschätzung besonders Achtsame, künstlich hineinsteigern, wenn jemand beispielsweise Dreadlocks am Kopf hat, Didgeridoo spielt, Pizza bäckt oder eben Sushi zubereitet, ohne selbst aus dem Land zu stammen, wo das jeweils erfunden wurde. So wie Siebold es in die Story einbringt, finde ich es überaus passend.
Zurück zur Krimihandlung:
Vielleicht hätte man aufgrund einiger – teilweise grausiger – Details, über die man im Laufe der Handlung liest, schon die Lösung erahnen können. Takeda und Harms arbeiten sich, Henrik Siebold lässt sie auch lange Zeit im Dunklen tappen, schrittweise an die Lösung heran.
Alles mündet in einem Finale, das dem Zusammentreffen aller Verdächtigen und Betroffenen in den Hercule Poirot-Krimis nachempfunden ist. Dass es am Ende anders kommt, als es die offensichtlichen Spuren bis dahin hätte vermuten lassen, inklusive.
Es ist vielleicht nicht der allerbeste Krimi der Reihe, aber auf jeden Fall ein unterhaltsamer Roman, in den der Autor viel von seiner persönlichen Erfahrung aus den Jahren, die er in Japan verbracht hat, einfließen lässt. Alleine schon deshalb lohnt es sich „Inspektor Takeda und der tödliche Ruhm“ zu lesen!
* Gleich zwei Begriffe im ersten Satz, die ich überhaupt nicht leiden kann: Kochsendungen und Influencer :-)