Buchbesprechung/Rezension:

Wallace, David Foster: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

verfasst am 23.03.2009 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Wallace, David Foster
Genre: Humor
Buchbesprechung verfasst von:

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[Gesamt: 5 Durchschnitt: 4]

Wollten sie schon immer ein Buch lesen, wo sie ungefähr so viele Taschentücher brauchen, wie das Buch Seiten hat?

Na dann sind sie bei David Foster Wallace erbarmungslosem Meisterstück der literarischen Reisereportage über eine einwöchige Luxuskreuzfahrt mit der „Nadir” durch die Karibik genau richtig.

Foster Wallace unternahm im Jahr 1995 die Kreuzfahrt im Auftrag von „Harpers Magazine” und führte die Feder mit großer analytischer Fähigkeit und noch größere Boshaftigkeit gegenüber dem „American way of life.” Gnadenlos seziert er den Mikrokosmos und die Soziologie eines Kreuzfahrtschiffes, den „Terror der fürsorglichen Entmündigung” und führt endlich wieder die Fußnote als literarisches Stilmittel in die Belletristik zurück. Als Agoraphobiker nicht unbedingt am richtigen Platz, erleidet er die Massenkreuzfahrt mehr, als er sie erlebt.

Kindliche Begeisterung über die Toilettenanlage oder den Obstkorb in seiner Kabine wechseln in rasantem Tempo mit Anfällen von Paranoia und Verfolgungswahn. Die „alten Herren in kurzen Hosen” entkommen ebenso wenig seiner bissigen Beschreibung, wie das Servicepersonal, die Animateure oder das griechische Offizierskorps der „Nadir”. Foster Wallace schreckt auch nicht davor zurück die Einschiffung auf das Kreuzfahrtsschiff mit dem Abtransport der Juden nach Ausschwitz zu vergleichen.

David Foster Wallace, geboren 1962 versuchte sich zunächst als Tennisprofi und schaffte es bis auf Platz 17 der amerikanischen Jugendrangliste. Im Studium legte er den Schwerpunkt auf Logik und Mathematik, studierte Philosophie und Literatur und schloss beide Fächer 1985 summa cum laude ab. Das er nebenbei 1987 einen Master im kreativen Schreiben erwarb und zahlreiche Auszeichnungen, sowohl in der Mathematik, als auch für seine literarischen Werke erhielt, rundet das Bild eines Menschen, der 20 Jahre an Depressionen litt, ab.

„Bei uns gibt es ein Sprichwort:’ Gib einem Mann genug Seil und er erhängt sich'” zitierte ihn eine deutsche Zeitung im Jahr 2007. Am 14. September 2008 ließ David Foster Wallace den Worten die Tat folgen und er strangulierte sich in seinem Haus in Kalifornien.

Die Welt der Literatur hat damit einen ihrer Besten verloren, er war schlicht und einfach ein Genie und da wäre es gut, wenn von den Taschentüchern noch welche über sind!




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