Buchbesprechung/Rezension:

Tanja Kinkel: Das Spiel der Nachtigall

verfasst am 25.01.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Kinkel, Tanja
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Walther von der Vogelweide galt neben Wolfram von Eschenbach als einer der berühmtesten Minnesänger Europas. Und das nicht etwa, weil er so hehre Minnelieder sang. Vielmehr war der Sänger für seine scharfzüngigen Kritiken der herrschenden Verhältnisse berühmt und durchaus auch berüchtigt, für die er dennoch so spannende Worte fand, dass alle ihm beinahe lauschen MUSSTEN.

In diesem Buch wird dem Minnesänger ein wunderschön erzähltes Denkmal gesetzt. Tanja Kinkel stellt ihm eine Frau zur Seite, die – mirabile dictu für die Zeit in der das Buch spielt, eine Ärztin ist.

Zwar ist die Figur der Begleiterin Walthers erfunden – es hätte sie aber immerhin geben können, denn im Mittelalter existierte im italienischen Salerno tatsächlich eine Medizinschule, die nicht nur Männer jedweder Konfession (damals ungewöhnlich genug), sondern auch Frauen zu Ärztinnen ausbildete.

Gelesen von Uve Teschner und Kathrin Fröhlich erwacht mit diesem Hörbuch ein farbiger mittelalterlicher Bilderbogen zum Leben. Denn die beiden ProtagonistInnen bewegen sich in heiklen Zeiten – mitten im heftigen Streit zwischen Welfen und Staufern um die Nachfolge auf den deutschen Königs- bzw. Kaiserthron. Und das ist beileibe keine Kleinigkeit: Von sämtlichen adeligen Haushalten abgesehen (die damals den deutschen König zu wählen hatten) bis hin zur höchsten Geistlichkeit (diesfalls des Papstes, der zu dieser Zeit in Avigno residierte) reicht das intrigante Spiel um Macht und Herrschaft.

Dazwischen sind es Menschen wie Irene, eine byzantinische Prinzessin, die wie eine Schachfigur (und damals für adelige Frauen üblich) mit dem deutschen Staufer Philipp verheiratet wird.

Da ist der intrigante Kaufmann Stephan, der alles daran setzen möchte, den Welfen Otto auf den deutschen Thron zu setzen. Dieser ist nämlich der Neffe des englischen Königs und könnte daher jede Menge Handelsprivilegien bringen.

Und da ist – neben Walther – Judith, die jüdische Ärztin und Nichte von Stephan, der zum Christentum konvertiert ist. Ihr Beruf ist ihr Berufung und dies wird von Tanja Kinkel ebenso spannend geschildert, wie das Leben und die Lieder Walthers.

Die Lesenden tauchen unglaublich tief in dieses Buch ein – erwecken die Charaktere zum Leben und nehmen die Hörende auf eine packende Reise ins Hochmittelalter mit. Empfehlung!




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