Buchbesprechung/Rezension:

Cormac McCarthy: Draußen im Dunkel

verfasst am 16.09.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: McCarthy, Cormac
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[Gesamt: 2 Durchschnitt: 3.5]

Cormac McCarthy zählt neben Philip Roth, Thomas Pynchon und Don DeLillo zu den wohl bedeutendsten Romanschriftstellern unserer Zeit und wird alljährlich, wenn der Zirkus um die Vergabe des Literatur-Nobelpreises beginnt, wie das Amen im Gebet in die Manege getrieben. Weil es bald wieder so weit ist, kein schlechter Anlass ein Werk des Meisters genauer unter die Lupe zu nehmen, der sich vorwiegend mit Menschen beschäftigt, die sich an den Rändern der menschlichen Gesellschaft bewegen.

McCarthy, der ähnlich Thomas Pynchon praktisch nie in der Öffentlichkeit auftritt, erzählt in „Draußen im Dunkel“, seinem zweiten, im Jahr 1968 erschienen Roman, die Geschichte des Geschwisterpaares Cuffa und Rinthy Holme, die abgeschieden in einer Hütte fern der Zivilisation im Süden der USA in inzestuöser Beziehung zusammenleben.

Als die Schwester ein Baby zur Welt bringt, setzt es der Bruder und Vater kurzerhand im Wald aus und überlässt es seinem Schicksal. Dort wird es von einem Kesselflicker, so eine Art fahrender Gemischtwarenhändler gefunden, der regelmäßig bei der Hütte vorbeikommt. Er nimmt das namenlose Neugeborene mit und übergibt es in die Obhut einer Amme.

Seiner im Wochenbett liegenden Schwester erzählt Cuffa das Kind sei unmittelbar nach der Geburt gestorben, doch Rinthy glaubt ihm nicht und macht sich auf die Suche nach ihrem Baby. Aber das scheint von vornherein aussichtslos. Niemand hat das Kind gesehen, keiner kann Auskunft geben. Die Menschen in diesem Landstrich sind seltsam. Fremde werden gefürchtet, denn in der Nacht streifen drei Reiter durch die Gegend. Sie plündern, sie brandschatzen, sie morden.

Nachdem Cuffa bemerkt, dass seine Schwester verschwunden ist, macht er sich ebenfalls auf den Weg, um nach ihr zu suchen. Im Prinzip ist damit die Handlung des Romans referiert, wenig spektakulär, ohne verblüffende Wendungen und Irrwege.

Beeindruckend ist allerdings die drastische Sprache von Cormac McCarthy. Vorwiegend mit schlichten mitleid- und emotionslosenlosen Sätzen, direkten Reden in Mundart ohne Anführungszeichen, die Zeichensetzung ausschließlich an der gewünschten, vom Autor dadurch hervorgerufenen Verständlichkeit und nicht am Lehrbuch orientiert, erzeugt er einen strengen Realismus, der einem Schauer über den Rücken rieseln lässt.

Knapp und präzise die Beschreibung der Südstaatenlandschaft durch die das Geschwisterpaar irrt. Real und mythisch zugleich. Unwirtliche Berge, faulige Sumpflandschaften, wuchernde Wälder, ein reißender Fluss, der zur Todesfalle wird. Eine Topographie des Bösen, weil das Gute fehlt. Beinahe von der ersten Seite wird man das Gefühl nicht los, dass die Suche nur ein apokalyptisches Ende nehmen kann.  

„Ich beneide alle Leser, die ihre erste Erfahrung mit der Prosa dieses Autors noch vor sich haben; es ist eine Erfahrung, als habe man die Welt bislang durch Milchglas betrachtet. McCarthys Sprache klärt den Blick.“, meinte die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar.

Und mir graut vor dem nächsten Werk.

PS: Ich danke einem Freund, der mir dieses Buch (und noch viele andere) vermacht hat, welches aus der Auflösung einer der bestsortierten privaten Bibliotheken dieses Landes stammt.           




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