Buchbesprechung/Rezension:

Paasilinna, Arto: Der wunderbare Massenselbstmord

verfasst am 11.04.2010 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Paasilinna, Arto
Buchbesprechung verfasst von:

„Der ärgste Feind der Finnen ist die Melancholie. Trübsal, grenzenlose Apathie. Schwermut lastet auf dem unglücklichen Volk, hat sich im Laufe der Jahrtausende alle Menschen des Landes unterworfen, sodass ihre Seele düster und ernst ist. Die Wirkung ist so verheerend, dass viele im Tod die einzige Rettung aus der Bedrängnis sehen. “

Der einsame Mann Onni  Rellonen, müde, vom Leben gebeutelt, die Kinder sind erwachsen, seine Ehe zerrüttet. Als er keinen Zuspruch mehr  von irgendjemanden für seine Zukunftspläne erhält, nicht einmal mehr von seiner Ehefrau, ab dann hegt Onni Rellonen Selbstmordgedanken.

Am Johannistag geht er ins Schlafzimmer, holt seinen Revolver hervor  und macht sich auf den Weg zu einer nahegelegenen Scheune um seinem Leben ein Ende zu setzen.

Vor der Scheune angekommen, die Tat bereits im Geiste konstruiert, hört er plötzlich ein Ächzen in dem Gebäude. Onni beobachtet durch die Ritzen einen Mann in grauer Militäruniform.  Oberst Kemppainen versucht, auf dem Deckenbalken einen Strick zu befestigen und eine Schlinge am Ende des Seils zu knoten.  Da gehen zwei finnische Männer zu selben Zeit in dieselbe Scheune mit derselben Absicht.  Nämlich: Sich von der irdischen Welt zu vertschüssen.

Dieses Zusammentreffen rettet beiden Männern das Leben.  Der Selbstmordversuch bringt sie einander näher aber auch auf eine Idee: sie sind der Meinung, dass den vielen suizidplanenden Finnen auf professionelle Weise geholfen werden müsste. Sie gründen eine Art therapeutische Selbsthilfegruppe. Das Ziel aller TeilnehmerInnen ist ein gemeinsamer und würdevoller Massenselbstmord. Dazu setzen die beiden Männer eine Zeitungsannonce „Denkst du an Selbstmord? Hab keine Angst, du bist nicht allein….“ Diese Anzeige stößt auf heftiges Interesse. Hunderte lebensmüde Finnen und Finninnen nehmen dieses Angebot samt Rahmenprogramm an. Schlussendlich wird für die  Sterbewilligen ein Bus gechartert, um an einsamer Stelle im Kollektiv  das Leben zu beenden.

Der Autor beschreibt in diesem skurrilen Roman den Grenzgang zwischen Sein oder Nicht-Sein und lässt so manch Selbstmordwilligen bald wieder unbändige Lust am Leben spüren.




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