Buchbesprechung/Rezension:

Wolff Greinert: Hans Weigel "Ich war einmal..."
Eine Biografie

verfasst am 12.12.2015 | 2 Kommentare

AutorIn & Genre: Biographien, Greinert, Wolff
Buchbesprechung verfasst von:

Als nicht sehr fundierte Kennerin von Hans Weigel habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Greinert versteht es mit seinen zu Buch gebrachten Recherchen einen Mann vorzustellen, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl eine herausragende, literarische Instanz war. Eine meine Erinnerungen an Hans Weigel ist sein weißer Rollkragenpullover, mit dem man ihn oft gesehen hat.

Ich war einmal enthält eine Fülle von Informationen über das Leben und Wirken von Weigel. Seine Bekanntschaften, seine Freundschaften mit vielen Kunstschaffenden seiner Zeit ließen bei mir immer wieder eine Erinnerung aufblitzen „ach ja, an den kann ich mich auch erinnern“. Eine kurzweilige Lektüre, manchmal wohl etwas anstrengend zu lesen, zumindest für mich, aber auf jeden Fall lesenswert.

Die grässlichen Jahre des Nationalsozialismus verbrachte Weigel mit seiner ersten Frau in der Schweiz. Wirklich wohl hat er sich dort nicht gefühlt . Sein künstlerisches Schaffen wurde in der Schweiz sehr geknebelt. Doch Dank einiger Freunde konnte er seinen Lebensunterhalt verdienen, allerdings unter verschiedenen Pseudonymen.

Als leidenschaftlicher Österreicher-Liebender war er glücklich, wieder zurückzukehren. Im Kaffee Raimund, vis-a-vis vom Volkstheater, scharte er junge Talente um sich, er wurde der Mentor einer ganzen Generation österreichischer Nachkriegsliteraten.

Ingeborg Bachmann ist eine seiner Entdeckungen. Mit ihr verband ihn auch eine private, nicht unproblematische Beziehung.

Hans Weigel war auch ein streitbarer, scharfzüngiger Kritiker. Nur selten fanden Aufführungen Gnade. Er machte auch nicht Halt vor berühmten Schauspielern, Schauspielerinnen. So verabreichte ihm die berühmte Käthe Dorsch zwei Ohrfeigen für seinen Verriss einer ihrer Rollen.

Bert Brecht wurde zu seinem Feindbild. „Der Kommunist“ hatte für Hans Weigel keine Berechtigung, dass seine Stücke aufgeführt wurden. Gemeinsam mit Friedrich Torberg rief er zum Boykott gegen Brecht auf. Es dauerte auch Jahre, bis sukzessive Brechts Stücke in Österreich aufgeführt wurden.

Seine großartigen, geschliffenen Moliere-Übersetzungen hielten in vielen Theatern Einzug.

Mit seiner dritten Frau Elfriede Ott, die beiden hatten kurz vor seinem Tod geheiratet, lebte er in ihrem Haus in Maria Enzersdorf, betreut von der guten Seele des Hauses – Fritzi.

Lesen Sie dieses Buch, tauchen Sie ein in die Welt des Hans Weigel und vieler seiner Zeitgenossen, Zeitzeugen. Nach der Lektüre dieses Buches fällt mir kein zweiter, österreichischer Autor ein, der sich so vielseitig betätigte. Neben der Literatur war er auch ein großer Liebhaber von Musik, verehrte Toscanini und Furtwängler.




RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag 2 Kommentare


  • Kommentar von  doris stratmann am 06.01.2021 um 10:01 Uhr

    Hallo Frau Ederer, nachdem ich das Buch im Moment nicht zur Hand habe kann ich nur aus dem Gedächnis antworten:Ferdinand Bruckner war kein Komponist. Er hatte mit Theater und Schriftstellerei zu tun. Mit dem Komponisten kann nur Anton Bruckner gemeint sein.

  • Kommentar von  Monika Ederer-Mosing am 03.01.2021 um 12:58 Uhr

    Mir gefällt das Buch sehr gut und ich lese immer wieder darin. Ich hätte nur eine Frage: Auf Seite 98 wird er Komponist Bruckner ohne Vornamen erwähnt, auf den Seiten 273 und 406 mit dem Vornamen Ferdinand. Aber hieß er wirklich Ferdinand? Hieß er nicht vielmehr Anton?


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